GeoTour Baldeneysee in Essen
mit Mineralien-Museum Kupferdreh
Eine Rätselreise am See
GeoRoute Ruhr
Der Baldeneysee ist das beliebteste Naherholungsgebiet in Essen. Er bietet Freizeittouristen und Sportlern vielfältige Möglichkeiten, sich in landschaftlich reizvoller Umgebung zu betätigen. Darüber hinaus kann man an vielen Stellen Einblicke in die spannende geologische und bergbauliche Vergangenheit der Region bekommen. Der GeoPark hat eine Rallye rund um den See mit Quizfragen entwickelt, die mit dem Fahrrad oder zu Fuß unternommen werden kann. Die Stationen lassen sich auch über kleinere Rundwege erschließen, die von den Höhen rings um den See reizvolle Ausblicke ermöglichen. Am Weg liegt das Mineralien-Museum Kupferdreh, eine Außenstelle des Ruhr Museums, in dem eine einzigartige Zusammenführung von Geologie, Biologie und Mineralogie präsentiert wird.
gefördert durch den Landschaftsverband Rheinland (www.lvr.de)
Den Baldeneysee gibt es seit 1933. Er ist einer von sechs Ruhrstauseen, die als Absetzbecken zur Feinreinigung der Ruhr angelegt wurden. Rund um den See liegen die steinkohleführenden Schichten direkt an der Erdoberfläche, weshalb hier bereits vor über 500 Jahren Bergbau betrieben wurde. Bis 1972 waren die Tiefbauzechen Carl Funke (Nordufer) und Pörtingsiepen (Südufer) in Betrieb, woran unter anderem noch ein Fördergerüst erinnert. Die Felswände rund um den See Fördergerüst der ehemaligen Zeche Carl Funke am Nordufer offenbaren spektakuläre Faltenstrukturen, Steinkohleflöze, Treibholzfossilien, geologische Störungen und Stolleneingänge. Im Mineralien-Museum, das insbesondere bei Familien beliebt ist, wird die Bedeutung von Mineralien als Rohstoff und Baustein des Lebens thematisiert. Die Besucher können Kristalle, Fossilien und einen Meteoriten bewundern und Steine zum Klingen bringen.
Weitere Informationen
Der Weg verläuft streckenweise entlang der
Earthcaches
Karte mit Lage der Earthcaches
In der Nähe
Um den See herum führen eine Wanderstrecke und eine Radwanderoute, die teilweise auf denselben Strecken verlaufen. Die Tour ist in acht Abschnitte (siehe unten) unterteilt. Der Start ist von jedem Streckenabschitt mögich. Bahnhöfe, Bushaltestellen, Anlegestellen der Weißen Flotte ermöglichen eine individuelle Streckenplanung. Für Wanderer gibt es einen Vorschlag, wie sich alle Stationen über drei landschaftlich reizvolle Einzelwanderungen absolvieren lassen. Für jeden Streckenabschnitt lassen sich die Ergebnisse der Rallye anhand einer Lösungszahl kontrollieren. Für das Lösungsrätsel werden die Ergebnisse aller Streckenabschnitte benötigt.
Interaktive Karte
Interaktive Karte
GeoRoute Ruhr: rot
GeoRoute Lippe: dunkelblau
Geo- und Bergbauwanderwege: violett
Radrundwege: hellblau
Zoomen, um alle Standorte zu sehen!
Infos
GeoTour Baldeneysee: 35 Stationen mit Aufgaben
Wanderrundweg: 21 km, 356 m oder drei kürzere Einzelwege
Radrundweg: 22 km, 191 m
Start: Brückstraße 50-52, 45239 Essen (Parkplätze)
ÖPNV: S-Bahnhof Essen-Werden (200 m), Bushaltestelle Werden (50 m)
Mineralien-Museum Kupferdreh: Kupferdreher Straße 141-143
ÖPNV: Bahnhof Kupferdreh (300 m)
Informationen zu Eintrittspreisen und Öffnungszeiten bitte der Webseite des Mineralien-Museums Kupferdreh entnehmen.
Führungen / Pädagogische Angebote
Das Mineralien-Museum bietet ein umfangreiches pädagogisches Programm rund um die Themen Mineralien, Gesteine und Erdgeschichte an und ríchtet Kindergeburtstage aus.
Downloads
Geotour Baldeneysee (PDF) (10 MB)
Links und Literatur
GeoTour Baldeneysee
Themenweg und Rallye im Essener Süden
von Katrin Schüppel
GeoPark Ruhrgebiet e.V. (Hrsg.)
Essen 2020
ISBN 978-3-939234-52-4
Preis: 2,00 €
Erhältlich im Online-Shop des Regionalverband Ruhr
Geologie und Bergbau am Baldeneysee
Geologische Karte
Geologische Karte
Das Gebiet rund um den Baldeneysee ist von zwei geologischen Zeitaltern geprägt worden, dem Oberkarbon, in dem vor rund 300 Millionen Jahren die Gesteinsschichten des Steinkohlengebirges abgelagert wurden, und dem Quartär, das in das Eiszeitalter (Pleistozän) und die jüngste Vergangenheit (Holozän) unterteilt wird. Das bis zu über einen Kilometer mächtige Deckgebirge aus den Ablagerungen des Kreidemeeres, welches vor rund 100 Millionen Jahren bis in das südliche Ruhrgebiet vordrang, fehlt hier.
Schichtenfolge des Steinkohlengebirges mit Kohleflözen und Sandsteinen, die im südlichen Ruhrgebiet an der Erdoberfläche aufgeschlossen sind.
Die Steinkohlezeit (Oberkarbon)
Die Steinkohlezeit (Oberkarbon)
Als sich die steinkohleführenden Schichten in der Umgebung des Baldeneysees bildeten, lag das heutige Ruhrgebiet an einer tropischen Küste in der Nähe des Äquators und war von dichten, sumpfigen Wäldern aus Schachtelhalm- und Bärlappgewächsen bedeckt. Das vorgelagerte Meeresbecken senkte sich beständig ab und bot Raum für die heute 3-4 km mächtigen Ablagerungen. Flüsse schütteten Deltas aus Sand auf, die im Laufe der Jahrmillionen zu Sandstein verfestigt wurden. In tieferen und ruhigeren Gewässern lagerte sich feinkörniger Ton, heute Tonstein, ab.
Die bewaldeten Küstengebiete wurden immer wieder überflutet und es entstanden mächtige Torfvorkommen, die bei hohen Gebirgstemperaturen im Laufe der Jahrmillionen zu Steinkohleflözen umgewandelt wurden. In den Sand- und Tonsteinen sind häufig Pflanzenfossilien, seltener auch marine Fossilien, wie Muschelabdrücke, Wurmspuren oder Fischschuppen zu finden.
Nach der Ablagerung der Gesteinsschichten wurde das Steinkohlengebirge gefaltet. Die großen Faltenstrukturen verlaufen von Südwesten nach Nordosten durch das gesamte Ruhrgebiet. Daneben gibt es Stellen, an denen die Schichten abgerissen und gegeneinander versetzt sind, sogenannte Störungen. Die größte Störung des Ruhrgebiets ist die Sutan-Überschiebung, die am Baldeneysee aufgeschlossen ist.
Das Eiszeitalter (Pleistozän)
Das Eiszeitalter (Pleistozän)
In den kalten Perioden des Eiszeitalters war das Ruhrgebiet überwiegend eine eisfreie und nur spärlich bewachsene Tundrenlandschaft. Die weit verzweigte Ruhr schüttete mächtige Schotterflächen auf, wie man sie heute aus Polarregionen oder dem Hochgebirge kennt. Reste dieser Schotterterrassen sind auf den Ruhrhöhen am Baldeneysee zu finden. Nur während der vorletzten Kaltzeit, der Saale-Kaltzeit, drang das nordische Inlandeis bei Essen bis über die Ruhr hinweg vor, wovon unter anderem Findlinge aus Skandinavien zeugen.
Der Bergbau am Baldeneysee
Der Bergbau am Baldeneysee
Weil die Steinkohle am Baldeneysee direkt an der Erdoberfläche liegt, wurde hier bereits vor über 500 Jahren Bergbau betrieben. Der Kohleabbau ist 1470 bezüglich des Hespertals erstmals urkundlich erwähnt worden. Das älteste Steinkohlebergwerk von Essen, die Zeche Barenscheid, wurde 1566 gegründet und lag unweit des Baldeneysees im Kruppwald. Seit der Schiffbarmachung im Jahr 1780, diente die Ruhr dem Kohletransport, bis ein Jahrhundert später die Eisenbahn diese Aufgabe übernahm. Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgte der Übergang vom Stollenbergbau, der in zahlreichen Kleinzechen rund um den heutigen Baldeneysee betrieben wurde, zum Tiefbau.
Die großen Tiefbauzechen am Baldeneysee waren die Zeche Carl Funke am Nordufer und die Zeche Pörtingsiepen am Südufer, die 1967 zu einem Verbundbergwerk zusammengelegt wurden. Im Jahr 1973 endete der Bergbau am Baldeneysee. In den Jahren 1931-1933 wurde bei Werden ein Stauwehr errichtet und die Ruhr wurde zum Baldeneysee aufgestaut. Der See dient, wie auch die fünf anderen zwischen 1929 und 1950 geschaffenen Ruhrseen, in erster Linie der Verbesserung der Wasserqualität. Am Stauwehr wird darüber hinaus Elektrizität erzeugt. Heute ist er auch als Erholungsgebiet und Sportstätte für den Segel-, Ruder- und Kanusport von Bedeutung.
Weiße Flotte
Wenige Monate nach Fertigstellung des Baldeneysees nahm die Weiße Flotte den Betrieb auf. Damals dienten noch drei von sechs Fährschiffen dazu, die Bergarbeiter zu den umliegenden Zechen zu bringen. Heute verkehren die Ausflugsschiffe in der Sommersaison stündlich und bedienen sechs Anleger rund um den Baldeneysee. Seit 2017 ist auch die MS Innogy im Einsatz. Das Schiff fährt CO2-neutral und geräuscharm und nutzt Methanol, welches mit Strom aus dem Wasserkraftwerk am Stauwehr aus CO2 und Wasser erzeugt wird.
Literatur
Literatur
Meyer, Diethard E. (1981): Der geologische Wanderweg am Baldeneysee im Ruhrtal bei Essen. Mitteilungen der Geologischen Gesellschaft Essen, Heft 10, S. 7-21, Essen.
GeoPark Themen 6
Steinkohle im GeoPark Ruhrgebiet
GeoPark Ruhrgebiet e.V. (2021); zweite aktualiserte Auflage
Autor: G. Drozdzewski, V. Wrede