Rohstoffe
Sandstein
Der wichtigste Sandstein im GeoPark Ruhrgebiet ist der widerstandsfähige Ruhrsandstein aus dem Oberkarbon, der einst in hunderten Steinbrüchen im südlichen Ruhrgebiet abgebaut und in zahlreichen historischen Gebäuden verbaut wurde. Bei sehr vielen Geotopen im südlichen GeoPark handelt es sich um ehemalige Ruhrsandsteinbrüche. Derzeit gibt es noch drei aktive Abbaubetriebe, in denen Werksandsteine gewonnen werden. Kreidezeitliche Sandsteine wurden in historischer Zeit ebenfalls abgebaut, waren jedoch nur lokal von Bedeutung. In Hagen Ambrock werden mitteldevonische Sandsteine als Schottermaterial gefördert.
Sandstein-Standorte
Links und Materialien
Artikel zum Thema Ruhrsandstein (GeoDienst)
Kreidezeitliche Sandsteine auf der GeoRoute Lippe
Ruhrsandstein
Im technischen Sinne werden alle Sandsteinvorkommen der Unteren und Oberen Sprockhövel-Schichten als Ruhrsandstein bezeichnet. Erdgeschichtlich gesehen ist der Ruhrsandstein im Zeitabschnitt Namur C, vor etwa 316,5 Millionen Jahren entstanden. Oberflächennahe Vorkommen des Ruhrsandsteins finden sich nördlich der Ruhr im Ardeygebirge bei Dortmund und weiter westlich auf beiden Ruhruferseiten bis hin nach Mülheim. Die Entstehung des Ruhrsandsteins ist eng an die Bildung der frühen Kohlenflöze im Ruhrgebiet geknüpft. Das Wechselspiel zwischen den Sandablagerungen großer Flussdeltas und heranwachsenden Moorlandschaften im Küstenbereich des Karbonmeeres führten über einen Zeitraum von mehreren 100.000 Jahren zur Bildung des Ruhrsandsteins mit zwischengelagerten Kohlenflözen.
Der Ruhrsandstein ist im Gegensatz zu vielen anderen in Mitteleuropa gewonnenen Sandsteinen sehr widerstandfähig. Er ist äußerst hart, kompakt, unempfindlich gegen extreme mechanische Beanspruchung und weitgehend resistent gegenüber Umwelteinflüssen. Außerdem verfügt er angefangen von grauen über blauen, gelblichen bis hin zu bräunlichen Farbtönen über eine große Farbpalette. Beide Eigenschaften – Widerstandfähigkeit und Farbvarianz – machten und machen den Ruhrsandstein zu einem beliebten Baumaterial im Innen- und Außenbereich. Er wurde früher in großer Zahl als Bruch- und Werkstein u.a. für den Bau von Häusern, Eisenbahnbrücken oder Böschungsmauern gewonnen. Beispiele für diese Verwendung finden wir überall im Ruhrgebiet.
Die Steingewinnung und -bearbeitung hat im Ruhrgebiet eine lange Tradition. Stein ist im Vergleich zu anderen Baumaterialien wie etwa Holz wesentlich langlebiger. Er überdauert Jahrhunderte und steinerne Gebäude bilden daher eine ausgezeichnete Geschichtsquelle, die in ihrer Formensprache den jeweiligen Zeitgeist widerspiegeln. Betrachten wir dazu einige historische Bauwerke im Stadtgebiet von Wetter: Von der früheren Burg Wetter an der Ruhr sind noch Mauerreste und der Burgturm aus dem 13. Jahrhundert erhalten geblieben. Schon diese frühen Baurelikte bestehen aus Ruhrsandstein. Als wohlhabende Unternehmerfamilien am Beginn des 20. Jahrhunderts repräsentative Villen errichteten, griffen sie auf diese „altdeutsche“ Bautradition zurück. Ein Beispiel hierfür ist die Villa Bönnhoff in der Kaiserstraße 51. Sie wurde 1901/02 im „deutschen“ Renaissance-Stil gebaut. Der Schweifgiebel und der Turm der Villa werden aus hellem Ruhrsandstein geformt. Auch bei der Ausgestaltung öffentlicher Repräsentationsbauten jener Zeit kam der Ruhrsandstein zum Einsatz. Einen repräsentativen Treppenaufgang und Portalbereich aus Ruhrsandstein können wir am Rathaus von Wetter betrachten. Es wurde im Stil des Historismus im Jahre 1909 erbaut. Weitere Beispiele für Prachtbauten der Wilhelminischen Zeit sind in der Umgebung der Berger-Turm bei Witten oder das Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf der Hohensyburg bei Dortmund. Gerade hier zeigt die Fassade der Spielbank aber auch, dass sich der Ruhrsandstein auch hervorragend mit moderner Architektur kombinieren lässt.
Text: V. Bartolović, G. Drozdzewski, V. Wrede