Rohstoffe
Grundwasser
Der geologisch vielfältige Untergrund hat im Ruhrgebiet eine differenzierte Grundwasserlandschaft geschaffen, die einen wertvollen Rohstoff für die bevölkerungsreiche und industrialisierte Region darstellt. Zu den ergiebigsten und intensiv genutzten Trinkwasserreservoiren zählen die Halterner Sande im Norden des GeoParks und die Sand- und Kiesvorkommen entlang des Rheins. Örtlich ergeben sich Konfliktsituationen mit dem Abbau mineralischer Rohstoffe. Zu den Ewigkeitsaufgaben des Steinkohlebergbaus gehört das Abpumpen des Grubenwassers auf ein Niveau, welches die Vermischung mit Trinkwasservorräten ausschließt.
Weitere Informationen
Grundwasser-Standorte
Links und Materialien
Ewigkeitsaufgaben im Ruhrgebiet (Spektrum)
Unterrichtsmaterial zum Thema Wasser (BDEV)
GeoPark Themen 4
Grundwasser im Ruhrgebiet
GeoPark Ruhrgebiet e.V. (2020); dritte, erweiterte und aktualisierte Auflage
Autoren: R. Hewig, B. Meyer, J. G. ten Thoren
Download (PDF) (2 MB)
Beginnend mit dem Hengsteysee südlich von Dortmund, über den Harkortsee bei Wetter, den Kemnader See, den großen Baldeneysee in Essen bis schließlich zum kleinen Kettwiger See durchzieht eine Kette von Stauseen das Ruhrtal. Auch wenn diese Wasserflächen heute von den meisten als Freizeitgewässer wahrgenommen werden und für alle Arten von Wassersport genutzt werden, so ist der eigentliche Zweck dieser Stauseen doch ein ganz anderer. Um die Bedeutung dieser künstlichen Wasserflächen richtig einschätzen zu können, müssen wir einen generellen Blick auf die Wasserwirtschaft im Ruhrgebiet werfen.
Als gegen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts die Städte des Ruhrgebiets geradezu explosionsartig anwuchsen, konnte die Entwicklung der Infrastruktur kaum Schritt halten. Eine ausreichende Versorgung mit Trinkwasser und besonders eine gut funktionierende Abwasserentsorgung bildeten kaum lösbare Probleme. Verschärft wurde diese Problematik mit dem expandierenden Bergbau. Durch den Vortrieb zahlreicher Schächte und Stollen und den großflächigen Abbau der Kohle kam es vielerorts zu erheblichen Bodensenkungen, wodurch sich die Abflussverhältnisse der Bäche änderten und teilweise große See- und Sumpfflächen entstanden. Gleichzeitig brachen, ausgelöst durch die Bodenbewegungen, immer wieder die Kanalisationsleitungen – wenn es sie denn überhaupt gab - und die Abwässer ergossen sich unkontrolliert ins Freie. Um diesen Missständen abzuhelfen, wurde in den zwanziger Jahren ein Wasserbewirtschaftungssystem für das gesamte Ruhrgebiet geschaffen. Danach sollte die Ruhr (später auch die Lippe) als Frischwasserlieferant für das Industriegebiet genutzt werden. Hingegen wurde die Emscher zum zentralen Abwasserkanal degradiert. Die Emscher ist ein kleines im Raum Holzwickede entspringendes Flüsschen, das bei Dinslaken in den Rhein mündet. Dadurch, dass die Emscher als offener und nicht als unterirdischer Kanal geführt wurde, waren hier keine Rohrbrüche zu befürchten und auf die Auswirkungen von durch Bodensenkungen konnte zum Beispiel durch Erhöhen der seitlichen Deiche reagiert werden.
Die gesamten Abwässer des Reviers durchliefen dann bei Dinslaken eine riesige Kläranlage, bis sie schließlich in den Rhein entlassen wurden. Erst heute, nachdem der Bergbau in der Emscherregion zum Erliegen gekommen ist und keine weiteren Bodensenkungen mehr zu erwarten sind, wird das Abwassersystem des Ruhrgebietes auf eine unterirdische Entsorgung mit dezentralen Kläranlagen umgebaut. Die Emscher soll so die Chance erhalten, sich eines Tages wieder als renaturierter Fluss durch die Landschaft zu schlängeln. Das Frischwasser der Ruhr wird nun nicht unmittelbar dem Fluss entnommen, sondern bis heute aus den mächtigen Sand-, Kies- und Schotterlagen gewonnen, die das Ruhrtal ausfüllen. Diese Sande und Kiese üben eine beträchtliche Filterwirkung aus, so dass das hier geförderte Wasser von deutlich höherer Qualität ist, als das Flusswasser. Um nun einen möglichst hohen und vor allem gleichmäßigen Grundwasserstand in den Wassergewinnungsanlagen zu erzielen, wurde die Ruhr mehrfach aufgestaut. Gleichzeitig lässt sich durch die Stauwehre der Abfluß der Ruhr bei Hoch- oder Niedrigwasser regulieren. Zudem kann an den Staustufen auch elektrischer Strom gewonnen werden. Die Ruhstauseen, die das Landschaftsbild des Ruhrtals so reizvoll beleben und als Freizeitgewässer zur Lebensqualität der Region beitragen, verdanken ihre Existenz also ursprünglich ganz profanen Zwecken.
Text: V. Bartolović, G. Drodzewski, V. Wrede