GeoRoute Ruhr

Geostopp 61-69 (Hauptroute)

Witten-Bommern

61 LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall mit Besucherbergwerk und GeoPark Infozentrum

Von etwa 1716 bis 1890 wurde auf dem Gelände des heutigen LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall Kohle abgebaut. Die Zechengebäude sind noch erhalten. Im alten Fördermaschinengebäude steht die ehemals dampfbetriebene Fördermaschine von Schachtes Hercules. Nach Stilllegung des Bergwerks übernahm der Fabrikant Dünkelberg das Gelände und errichtete dort eine große Ziegelei. Sie wurde bis in die 1950er Jahre betrieben. Als Rohstoff für die Ziegelei dienten Tonsteine, die auf der gegenüberliegenden Bergseite in einem großen Steinbruch gewonnen wurden. Die Verbindung dorthin stellte der „Nachtigallstollen“ dar, der heute zum Besucherstollen ausgebaut ist. Das Museum thematisiert die regionalen Rohstoffvorkommen, deren Abbau und Weiterverarbeitung am Beispiel zahlreicher erhaltener Betriebsanlagen. Es ist darüber hinaus Haltepunkt der Museumseisenbahn von Bochum-Dahlhausen nach Hagen und des Ruhrdampfers „Schwalbe“. Als Eingangstor zur Bergbaulandschaft Muttental ist das Museum eines der wichtigsten touristischen Ziele im südlichen Ruhrgebiet. Auf dem Museumsgelände liegt auch das GeoPark-Infozentrum, welches während der Öffnungszeiten frei zugänglich ist.

62 Steinbruch Dünkelberg

Der Steinbruch Dünkelberg diente zur Rohstoffversorgung der gleichnamigen Ziegelei auf der gegenüberliegenden Bergseite. In der Steinbruchwand sind die Wittener Schichten zu sehen: Direkt unter dem Berggipfel liegt der Finefrau-Sandstein. Direkt darunter folgt Flöz Mentor, das sich als schwarzes Band durch die gesamte Bruchwand zieht. Die darunter liegenden Tonsteine wurden von der Ziegelei genutzt. Direkt über der Steinbruchsohle tritt Flöz Geitling 1 auf, das mit einer Mächtigkeit von ca. 1,6 m weitgehend abgebaut wurde. Ein kleiner Rest der schwarzen Kohle ist aber noch am Ostende des Steinbruchs zu sehen. Mehrere Gebirgsstörungen versetzen die Gesteinsschichten. Am Westende des Steinbruchs befindet sich eine Störung, die das Flöz Mentor um etwa 6 m versetzt.

63 Bethaus der Bergleute

Das zweistöckige Bethaus stammt aus dem Jahr 1830. Im Erdgeschoss befand sich eine Schmiede, in der das Gezähe (Werkzeug) der Bergleute repariert werden konnte. Das Obergeschoss wurde als Bet- und  Versammlungsraum genutzt. Dort trafen sich die Bergleute vor und nach ihrer Schicht zur gemeinsamen Andacht und um anstehende Probleme mit dem Schichtmeister zu klären. Außerdem kontrollierte man damit die Arbeitszeit, die von der kleinen Glocke auf dem Dachgiebel eingeläutet wurde. Neben der Kontrolle diente die Versammlung zur Überprüfung, ob alle Bergmänner wohlauf aus der Grube zurückkehrten. Das Bethaus wurde nur sieben Jahre betrieben, da viele Zechen ihren Betrieb einstellten oder fortzogen. Anschließend wurde das Gebäude viele Jahre als Wohnhaus genutzt. Heute kann in dem kleinen Haus eine bergbauhistorische Ausstellung des Westfälischen Industriemuseums besichtigt werden.

Bethaus der Bergleute

Historisches Sandsteingebäude
Bethaus der Bergleute. © GeoPark Ruhrgebiet

Zechenhaus Herberholz (ohne Nummer)

Das Zechenhaus Herberholz verfügt über eine kleine Gaststätte und viele Ausstellungsobjekte zum historischen Bergbau, die sowohl im Haus als auch auf dem Gelände kostenlos zu besichtigen sind.

Zechenhaus Herberholz

Draisine
Draisine vor dem Zechenhaus Herberholz. © GeoPark Ruhrgebiet

64 Haspelanlage

Die nachgebaute Haspelanlage gegenüber der ehemaligen Zeche Vereinigte Hermann zeigt eine einfache, mit Menschenkraft betriebene Hebeanlage. Solche Anlagen dienten der Kohlenförderung und wurden bei Schächten bis zu einer Teufe von 25 Metern genutzt. Im Zwei-Mann-Betrieb wickelten die Haspelknechte ein Seil auf eine Holztrommel auf. Dabei zogen sie Eimer mit Kohlestücken beladen und einem Gewicht bis zu 120 kg zutage.

Holzverschlag mit Haspel und Infotafel
Haspelanlage im Muttental. © GeoPark Ruhrgebiet

65 Verladestation Jupiter

Die Verladestation der Zeche Jupiter wurde wahrscheinlich um 1938 errichtet. Sie befindet sich etwa 100 Meter südlich der ehemaligen Zeche Vereinigte Hermann. Kohlewagen wurden hier aus einem schräg verlaufenden Stollen mittels Haspel (Seilwinde) über eine Ladebucht gezogen und in einen Kipper gestellt. Der Kipper konnte den Wagen auf den Kopf stellen und die Kohle direkt auf die Ladefläche eines LKW entladen.

Kreiselkipper vor Stolleneingang
Verladestation Jupiter. © GeoPark Ruhrgebiet

66 Stollen Stettin

Ein Eisengatter verschließt das Mundloch zum Stollen Stettin. Mit einem Blick durch das Gatter erspäht man eine mit Steinplatten abgedeckte Rinne. Hier tritt Grubenwasser aus, das aus dem Stollen zum Muttenbach abgeführt wird. Oberhalb der Abdeckung wurde Kohle im Stollen transportiert. Die preußische Regierung vergab vor mehr als 200 Jahren Abbaurechte auf die hier vorkommenden Kohle. Das Flöz wurde Stettin genannt. Der Name des Flözes und der Zeche erklärt sich dadurch, dass die beteiligten Bergleute als preußische Soldaten in der pommerschen Stadt Stettin dienten und in Erinnerung daran den Zechen- und Flöznamen vergaben.

Stolleneingang und Infotafel
Stollen Stettin. © GeoPark Ruhrgebiet

67 Zeche Renate

Seit 1950 besaß die Kleinzeche Renate einen Schacht, der schräg (tonnlägig) im Flöz Finefrau 60 Meter abgeteuft wurde. Eine Zeit lang förderte auch Zeche Jupiter ihre Kohlen durch diesen Schacht an die Oberfläche. Zeche Renate stellte 1955 ihren Betrieb ein. Heute sind noch der original erhaltenen betonierte Schachtrand und eine Eisenleiter zu sehen. Rekonstruiert wurden das Fördergefäß für die Kohle und ein Schachtgerüst mit einem Maschinenhaus.

Holzhütte und hölzernes Schachtgerüst
Kleinzeche Renate. © GeoPark Ruhrgebiet

68 Dreibaum

Der nachgebaute Dreibaum veranschaulicht die einfachste und zugleich älteste Form eines Schachtgerüsts. Verwendet wurde diese Technik zum Abteufen eines tonnlägigen (schrägen) Schachtes im steil einfallenden Flöz und zur Kohlenförderung. Mit handbetriebenen Seilwinden (Handhaspel) wurden Fördergefäße hinaufgezogen und wieder in die Tiefe gelassen. Besonders in Zeiten der Kohlennot nach dem Zweiten Weltkrieg nutzen Kleinzechen den Dreibaum, um Kohle zu gewinnen. Die Bergbaurelikte befinden sich auf der kleinen Lichtung unmittelbar westlich der Brücke über den Muttenbach. In näherer Umgebung dieses Platzes förderten die Gewerkschaften Fortuna ins Westen, Rauendahl und Ringelsiep Kohle im Nachlesebergbau.

Drei Stangen über einem Schacht mit Fördertonne
Dreibaum-Schachtgerüst im Muttental. © GeoPark Ruhrgebiet

69 Fortuna ins Westen

Im Jahr 1830 wurde dieses inzwischen zum Wohnhaus umgebaute Gebäude als Zeche „Fortuna ins Westen“ in Betrieb genommen. Bereits drei Jahre zuvor konnte hier das Abteufen eines 110 m tiefen Schachts erfolgreich abgeschlossen werden.

Der Schacht trug den Namen Aurora und diente dem Abbau in den Flözen Mausegatt, Kreftenscheer und Geitling. Wegen der geringen Ergiebigkeit und mehrmaligen Förderstillstand hatte die Zeche im Volksmund den Namen „Dröge Köttel“ und wurde bereits 1877 endgültig stillgelegt.