LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall
mit Besucherbergwerk, Sandsteinbruch und GeoPark-Infozentrum
GeoRoute Ruhr
Auf dem Museumsgelände, das in den vergangenen 300 Jahren als Stollenzeche. Tiefbauzeche und Ziegelei genutzt wurde, werden die Entwicklung des Steinkohlebergbaus und die Frühzeit der Industrialisierung thematisiert. Zu den Ausstellungsobjekten gehören eine Dampffördermaschine aus dem 19. Jahrhundert, der restaurierte Ruhrnachen „Ludwig Henz“ und eine rekonstruierte Kleinzeche der 1950er Jahre. Eine besondere Attraktion ist das Besucherbergwerk, in dem die Arbeitsbedingungen in einer Stollenzeche nachempfunden werden können. Aufschlüsse zeugen vom Abbau der beiden anderen Rohstoffe des Steinkohlengebirges: Sandstein und Tonstein. Das Museum beherbergt darüber hinaus das GeoPark-Infozentrum Witten.
Der Steinkohleabbau auf der Stollenzeche Nachtigall ist seit 1645 urkundlich belegt. Im Hettberg wurde vor dem Übergang zum Tiefbau im 19. Jahrhundert intensiver Stollenbergbau betrieben. Anfang des 20. Jahrhundert wurden von der Ziegelei Stollen angelegt, die dem Transport des Tonsteins und in Zeiten des Kohlenmangels auch dem Abbau von Restkohle dienten. Sie wurden in den 1990er Jahren bergmännisch ausgebaut und sind heute Teil des Schaubergwerks in dem Besucher den historischen Abbaubetrieb unter Tage erleben können. Dazu gehören auch ein Abbaustreb und ein Streckenvortrieb in Flöz Mentor (Geitling 3), welches aufgrund seiner geringen Mächtigkeit von 30 cm im Gegensatz zu anderen Flözen hier nicht abgebaut wurde. Das Bergwerk kann nur im Rahmen von Führungen besichtigt werden, die mehrmals täglich vom LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall angeboten werden.
Weitere Informationen
Das Museum gehört zum
Es gehört zum Geostopp 61 der
und ist Ankerpunkt der
In der Nähe
Ruhrtal-Radweg mit Ruhrtal-Fähre Hardenstein
Infos
LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall und GeoPark Infozentrum:
Nachtigallstraße 35, Parkplätze: Nachtigallstraße 24, 58452 Witten
ÖPNV: Witten Hauptbahnhof (1,5 km)
Informationen zu Eintrittspreisen,Öffnungszeiten und Führungen bitte der Webseite des LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall entnehmen.
Führungen / Pädagogische Angebote
Im Besucherbergwerk Nachtigall finden mehrmals täglich Führungen statt. Es werden auch Führungen durch das Bergwerk und die Ausstellung, Natur- und Familienführungen, eine geologische Führung mit Besuch des Steinbruchs, Unter- und Übertage-Erlebnisse für Schulen und Kitas sowie Kindergeburtstage angeboten.
Der GeoPark Ruhrgebiet hat auf dem Museumsgelände einen traditionellen Geocache (Opencaching) mit einer Aufgabe versteckt.
Downloads
Infotafel (PDF). (2 MB)
Links und Literatur
Als Kohle noch Zukunft war
Bergbaugeschichte und Geologie des Muttentals und der Zeche Nachtigall
von Gerhard Koetter
Förderverein Westfälisches Industriemuseum Zeche Nachtigall e.V. (Hrsg.)
Klartext Verlag Essen (2017)
ISBN 978-3-8375-1844-3
15,95 €
Zeche Nachtigall
Museumsführer Westfälisches Industriemuseum
von Ingrid Telsemeyer
Landschaftsverband Westfalen Lippe (Hrsg.)
Klartext Verlag Essen (2005)
ISBN: 978-3898611794
4,00 €
Zum Steinbruch auf dem Museumsgelände
Ruhrsandstein
Ruhrsandstein
Im Ziegeleibetrieb Dünkelberg wurde neben Tonstein für die Ziegelherstellung auch Sandstein zu Bauzwecken abgebaut. Dazu wurde dieser Steinbruch angelegt. Ruhrsandstein ist ein besonders festes und verwitterungsbeständiges Gestein, das im Gegensatz zu den meisten anderen Sandsteinen sogar poliert werden kann. Seine Verwendung ist bereits im römischen Xanten nachgewiesen.
Der neuzeitliche Abbau erfolgte ab dem 13. Jahrhundert. Ruhrsandstein wurde in hunderten kleinen Steinbrüchen im Ruhrgebiet gewonnen und ist in zahlreichen historischen Gebäuden verbaut. Derzeit existieren nur noch sehr wenige Betriebe, deren Erzeugnisse beispielsweise im Bauwesen und im Landschaftsbau genutzt werden.
Moore am Finefrau-Strom
Moore am Finefrau-Strom
Der hier anstehende Finefrau-Sandstein gehört zur Witten-Formation des Steinkohlengebirges. Er bildete sich im Oberkarbon, vor 316 Millionen Jahren, im Wechsel mit zwei weiteren wichtigen Rohstoffen: der Steinkohle und dem Tonstein. Damals lag hier der gewaltige Finefrau-Strom. Er verlief parallel zum heutigen Ruhrtal, floss in Richtung Niederrhein und wurde über ca. 100 Kilometer im südlichen Ruhrgebiet nachgewiesen. Seine Erosionsrinne war hier in der Wittener Senke ca. 7 km breit und stellenweise über 20 Meter tief. Der Fluss durchfloss eine Moorlandschaft, aus deren Sumpfwäldern später das Flöz Mentor (Geitling 3) entstand. Es ist u. a. im Steinbruch Dünkelberg im Süden des Hettbergs aufgeschlossen.
In dem Flussbett lagerte sich das Abtragungsmaterial eines südlich liegenden Gebirges als mächtige Sandschicht ab, die sich im Laufe der Jahrmillionen zu Sandstein verfestigte. Darüber wuchsen Wälder, aus denen sich zunächst eine Torfschicht und anschließend das Flöz Finefrau bildeten, das am oberen Rand des Steinbruchs erkennbar ist. Das Flöz ist auch im Keller des Werkstattgebäudes auf dem Museumsgelände aufgeschlossen. Zwischen dem Sandstein und der Kohle liegen feinkörnige Tonsteinschichten. Es handelt sich um den Boden, in dem die Bäume einst wurzelten.
Schichtung
Schichtung
Weil die Schichten des Steinkohlengebirges unter dem Druck der driftenden Kontinente gefaltet wurden, sind sie gekippt und fallen nach Nordwesten ein. Innerhalb dieser Schichtung weist der Sandstein stellenweise eine Schrägschichtung auf. Sie entsteht bei Ablagerung des von der Strömung transportierten Sandes im Lee eines Hindernisses, z. B. einer Bodenwelle. Wenn sich die Strömung verlagert und bereits geschaffene Erosionsrinnen wieder aufgefüllt werden, bilden sich Gesteinspakete mit unterschiedlichen Einfallswinkeln, wie es im rechten Teil des Steinbruchs erkennbar ist.