Nationales Geotop und Naturmonument Kluterthöhle
mit Karstwanderweg und GeoPark-Infozentrum
Korallenriffe und Karstlandschaften
Einen Spaziergang in einem Korallenriff kann man in der Kluterthöhle in Ennepetal unternehmen, wo die Fossilien an den Wänden außergewöhnlich gut erhalten sind. Die Höhle wurde als Nationales Naturmonument und Nationales Geotop ausgezeichnet. Im benachbarten GeoPark Infozentrum in Haus Ennepetal, wird das Thema „Karst und Höhle“ durch zahlreiche Ausstellungsstücke aus der Umgebung illustriert. Hier beginnt auch der Ennepetaler Karstwanderweg, der auf einer spannenden Tour geologische, biologische und geschichtliche Themen vereint. Da nur wenige Stationen mit Infotafeln ausgestattet sind, empfiehlt sich der Kauf des begleitenden Wanderführers.
Vor 385 Mio. Jahren (Mitteldevon) lag das heutige Ennepetal in einem flachen Meer, in dem sich kleinere Riffe bildeten. Nach einiger Zeit wurden diese immer wieder vom Land her verschüttet. In einem solchen, nur 12,5 m mächtigen Riff liegt die Kluterthöhle. Auf dem Karstwanderweg sind weitere Riffkörper und die dazwischenliegenden Gesteinsschichten aufgeschlossen, zum Beispiel im historischen Steinbruch Zuckerberg, wo bereits im 17. Jahrhundert Kalkstein für Mörtel gewonnen wurde. Im Kalkstein hat Auslaugung zu Karstphänomenen wie Dolinen, Erdfällen und zerklüfteten Felsformationen geführt. Wasser versickert an Bachschwinden im Untergrund bis es an Karstquellen wieder austritt. Die größte Karstquelle der Region ist der Löwenspring in Ennepetal- Milspe, an dem auch der Karstwanderweg vorbeiführt. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Höhlen – Ennepetal gilt als die höhlenreichste Stadt Deutschlands –, die jedoch, abgesehen von der Kluterthöhle, für Besucher nicht zugänglich sind.
Infos
Kluterthöhle und GeoPark Infozentrum:
Gasstraße 10, 58256 Ennepetal
ÖPNV: Bahnhof Ennepetal (Gevelsberg) (1 km), Busbahnhof Ennepetal (300 m) Bushaltestelle Esbecke (150 m)
Informationen zu Eintrittspreisen,Öffnungszeiten und Führungen bitte der Webseite der Kluterthöhle entnehmen.
Ennepetaler Karstwanderweg: 11,5 km, 330 m, 49 Stationen, 5 davon mit Infotafeln
Start: GeoPark Infozentrum (s.o.)
Führungen / Pädagogische Angebote
Mehrmals täglich werden in der Kluterthöhle Führungen angeboten, an einigen Tagen auch körperlich herausfordernde Action- Führungen. Für Kindergruppen gibt es einen Fossilienworkshop mit Höhlenbesuch.
Downloads
Links und Literatur
Arbeitskreis Kluterthöhle e.V.
Ein ausführlicher Wanderführer zum Ennepetaler Karstwanderweg ist im GeoPark Infozentrum erhältlich und kann beim Arbeitskreis Kluterthöhle e.V. bestellt werden.
Auf Spurensuche
Der Ennepetaler Karstwanderweg
von Stefan Voigt
Arbeitskreis Kluterthöhle e.V. (2021)
ISBN 978-3-00-069476-9
12,90 €
Übersichtstafel zu den Fossilien der Honsel-Schichten von Lutz Koch (PDF)
Das Klutert–Buch
Altes und Neues über einen der höhlenreichsten Berge Deutschlands
von Lutz Koch (Hrsg.)
v.d. Linnepe Verlag (1992)
ISBN 3-89431-020-0
20,00 €
Zu diesem Geotop
Gesteinsschichten
Gesteinsschichten
Im Bereich des Klutertberges, nördlich der Ennepe, ist innerhalb der Oberen Honsel-Schichten eine Karbonatplattform entwickelt, die auf ein „Flachriff“ zurückgeht. Mit einer Mächtigkeit von etwa 12 m ist das Riff noch weiterentwickelter als die Riffe an der Rahlenbecke oder dem Zuckerberg. Unterlagert werden die Riffkalke von roten Tonsteinen, die noch zu den Unteren Honsel-Schichten gehören und örtlich einer dünnen Sandsteinbank. Diese Schichten lassen sich entlang der Bahnböschung unterhalb der Kluterthöhe beobachten. Überlagert wird die Riffkalkschicht von Tonsteinen und sandigen Schiefern in rund 50 m Mächtigkeit. Darüber folgt am Berggipfel erneut eine Riffkalklage.
Höhlenbildung
Höhlenbildung
Die untere Riffkalklage („Unterer Korallenkalk“) ist intensiv verkarstet. Im Klutertberg finden sich mehrere Großhöhlen mit weit verzweigten Gangsystemen. Diese Höhlen entstanden als Laughöhlen unter dem Grundwasserspiegel. Sie wurden erst zugänglich, als sich das Ennepetal soweit eingetieft hatte, dass die Höhlengänge trockenfielen. Die Verbindung zwischen der Kluterthöhle und der benachbarten Bismarckhöhle, die durch Färbeversuche des nachgewiesen wurde, liegt noch heute unter dem Grundwasserspiegel des Ennepetals und konnte auch von Tauchern noch nicht erkundet werden.
Allein das den Gesteinsklüften folgende, engmaschige und stark verzweigte Gangsystem der Kluterthöhle weist eine Länge von fast 6 km auf. Im Gegensatz zu den anderen Besucherhöhlen des GeoParks treten in der Kluterthöhle nur wenige Tropfsteine und Sinterbildungen auf. Grund dafür ist, dass sie nicht von Kalkstein überlagert wird und deshalb das eindringende Tropfwasser keinen gelösten Kalk mit sich führt, den es in der Höhle ausscheiden könnte.
Erschließung und Fossilien
Erschließung und Fossilien
Was auf den ersten Blick für eine Besucherhöhle eher negativ erscheint, erwies sich als großer Glücksfall: Als nach der Installation einer neuen Beleuchtungsanlage die Höhlenwände vom Bohrstaub gereinigt wurden, löste sich die gesamte Schicht aus Staub, Lehm und Fackelruß, die sich auf den Höhlenwänden niedergeschlagen hatte. Die Höhle ist der Bevölkerung schon seit mehreren Jahrhunderten bekannt und diente vor allem in Kriegszeiten immer wieder als Unterschlupf. Unter der Schmutzschicht kam nun das Gestein des fossilen Riffs zum Vorschein, in dem sich die Höhle gebildet hat. Durch den Anschnitt der Höhlengänge liegt das Riff mit seinen Bewohnern offen zu Tage und so können die Stromatoporen, Korallen und zahllose andere Überreste von Rifforganismen praktisch in Lebensstellung studiert werden. Nachdem ein großer Teil der Höhlengänge nun systematisch gereinigt wurde, ist die Kluterthöhle heute einer der eindrucksvollsten Aufschlüsse eines devonzeitlichen Riffs in Europa.
Text: V. Wrede