Isenberg
GeoRoute Ruhr
Der steil aufragende Isenberg hat neben der Burgruine aus dem 12. Jahrhundert, die bereits im 13. Jahrhundert zerstört wurde, einen wunderbaren Ausblick auf das Ruhrtal, sehenswerte Aufschlüsse und einen Klettergarten zu bieten. Der Verein zur Erhaltung der Isenburg e.V. betreibt ein Museum im Haus Custodis, einem ehemaligen Landhaus aus dem 19. Jahrhundert und stellt auf seinen Webseiten zahlreiche Informationen zur Verfügung. Vor Ort befindet sich eine Infotafel.
Weitere Informationen
Der Isenberg beinhaltet die Geostopps 31 und 32 der
Earthcaches
Infos
Parkplatz und Bushaltestelle am Fuß des Isenbergs, 500 m Aufstieg zur Burg
Adresse: Isenbergstraße, 45529 Hattingen
UTM-Koordinaten (Zone 32): RW: 371518 HW: 5694786
ÖPNV: Bushaltestelle Isenberg (300 m)
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Einleitung
Einleitung
Dort, wo westlich von Hattingen die Ruhr eine enge, weit nach Süden ausgreifende Schleife bildet, erhebt sich der schroffe Felsen des Isenbergs. Seine exponierte Lage, die nach drei Seiten hin steil abfällt und das Ruhrtal um rund hundert Meter überragt, gefiel schon Ende des 12. Jahrhunderts dem Herzog von Westfalen. Er ließ dort die Burg Isenburg errichten. Von hier aus konnte er leicht den Verkehr im Ruhrtal kontrollieren. Die kurze, aber spannende Geschichte dieser Burg und der späteren Grafen von Isenberg, die sich keineswegs immer adelig vornehm verhielten, sondern auch vor brutalem Mord nicht zurückschreckten, wird ausführlich in dem kleinen Führer „Von Grafen, Bischöfen und feigen Morden“ geschildert. Dieses Buch sei hier zur weiteren Lektüre empfohlen. Die Geschichte der Burg endete damit, dass sie Ende 1225 vom Erzbischof von Köln erobert und völlig zerstört wurde. Heute sind die ausgegrabenen Grundmauern der Burg und das Burgmuseum „Haus Custodis“ ein beliebtes Ausflugsziel. Allein der herrliche Ausblick über das Ruhrtal lohnt einen Aufstieg zur Burg.
Kaisberg-Sandstein an der Burg
Kaisberg-Sandstein an der Burg
Wodurch ist nun dieser herausragende Berg entstanden, der die malerische Burgruine trägt? Stellen wir unser Auto auf dem Parkplatz an der Ruhruferstraße ab, so erkennen wir schon direkt oberhalb der Straße Sandsteinfelsen. Sie ragen aus der steilen, zur Ruhr hin abfallenden Böschung. Wir folgen nun dem Wanderweg zur Burg hinauf, der zunächst über eine kleine Seitenstraße und dann in einer nach links ausbiegenden Serpentine durch den Wald zur Burgruine führt. Geht man nicht direkt den beschilderten Weg zur Burg hinauf, sondern macht einen kurzen Umweg über die Nordspitze des Berges, so kann man von der dortigen Aussichtspattform ins Tal hinunter blicken. Nach rechts führt der Weg weiter in ein ehemaliges Steinbruchgelände, das uns einen ersten Eindruck vom Aufbau des Berges vermittelt. Im Steinbruch sehen wir dickbankige Sandsteine der Kaisberg-Schichten. Es handelt sich hierbei um die ältesten Sandsteine des kohleführenden Abschnittes der Karbonzeit im Ruhrgebiet.
Nachdem man die Aussicht von der Nordspitze des Burgplateaus über das Ruhrtal bewundert hat, sollte man durch die Ruinen am „Haus Custodis“ vorbei zum mächtigen Stumpf des ehemaligen Bergfrieds wandern. Linkerhand fällt das Plateau steil ab in einen ehemaligen Steinbruch, dessen Betrieb auch ein Teil der Burgmauern zum Opfer gefallen ist. Schließlich erreichen wir den tief in den Fels hineingehauenen Halsgraben der Burg. Er trennt die Burg vom weiterführenden Bergrücken des Isenbergs ab. Heute dient dieser tiefe Einschnitt als Freilichtbühne. Die senkrechte Wand des Grabens liefert uns erneut einen deutlichen Querschnitt durch die harten Bänke des Kaisberg-Sandsteins, der mit etwa 50° gegen die Horizontale geneigt ist. Die massiven Sandsteinbänke werden von nur sehr dünnen Tonsteinzwischenlagen getrennt. Hinweise auf Kohleflöze oder auch nur Wurzelböden sind nicht zu erkennen. Wir setzen den Weg nun noch etwa 10 Geh-Minuten weit fort, wobei wir uns immer auf dem Kamm des Berges halten.
Klettergarten
Klettergarten
Wir erreichen den rechter Hand gelegenen Klettergarten des Deutschen Alpenvereins am Isenberg. Dieses Gelände, das über eine Tür zugänglich ist, ist ebenfalls ein ehemaliger Steinbruch im Kaisberg-Sandstein. Bei näherer Beobachtung fallen zahlreiche, mehr oder weniger senkrecht stehende Spalten im Gestein auf, die eine regelmäßige Anordnung erkennen lassen. Es handelt sich um Klüfte, die durch Bewegungen in der Erdkruste entstanden sind. Sie folgen meist Richtungen, die schräg zum Verlauf der Schichten angeordnet sind, das heißt in diesem Falle, sie verlaufen annähernd Nord-Süd oder Ost-West. Solche, schräg zum Schichtstreichen angeordneten Klüfte werden als Diagonalklüfte bezeichnet. Daneben treten auch Querklüfte auf (d.h. solche, die quer zum Schichtverlauf streichen) und Längsklüfte, die der Schichtung folgen.
Satanella-Überschiebung im Tal
Satanella-Überschiebung im Tal
Für den Rückweg zum Parkplatz benutzen wir den unteren Ausgang des Klettergartens und folgen dann dem asphaltierten Sträßchen nach rechts. Wir haben von dieser Straße aus einen schönen Blick über das Balkhauser Tal und auf den benachbarten Bergrücken, der von einem Wasserturm gekrönt wird. Der Wasserturm steht ebenfalls wie die Isenburg auf Sandstein. Würden die Gesteinsschichten im Bereich der Isenburg und des benachbarten Bergrückens normal übereinander abgelagert vorliegen, so müsste der Sandstein unterhalb Wassertrums älter als jener des Isenberges sein. Tatsächlich tritt in dem Bergrücken jenseits des Balkhauser Tals aber erneut der Kaisberg-Sandstein auf, wie wir beim Besuch der Aufschlüsse hinter dem Gasthaus „Zum Deutschen“ feststellen können. Die Schichten wiederholen sich hier also.
Eine solche Schichten-Wiederholung wird durch Störungen im Gestein verursacht, die einzelne Schichtpakete übereinander schieben. Hier handelt es sich um die sogenannte „Satanella-Überschiebung“. An dieser Störung, die sich aus dem Gebiet südlich von Essen-Kupferdreh bis in den Raum Dortmund verfolgen lässt, wurden ältere Schichten auf jüngere geschoben, sodass sich an der Erdoberfläche das Schichtpaket wiederholt. Hier in diesem Bereich beträgt der Höhenversatz der Schichten rund 300 Meter. Ein solcher geologischer Prozess läuft in sehr langsamen Zeitdimensionen ab, sodass er für das menschliche Auge quasi unsichtbar ist. Was wir heute allerdings gut sichtbar erkennen können, ist das Balkhauser Tal, das dem Verlauf der Satanella-Überschiebung folgt. Das Balkhauser Tal dürfte seine Entstehung der Zerrüttung des Gesteins im Bereich der Störungszone verdanken. Auch auf seiner Westseite wird der Isenberg von einer Störung begleitet. Ihr Verwurf ist aber deutlich kleiner als der der Satanella-Überschiebung. Die Kuppe des südöstlich anschließenden Heinenbergs wird bereits vom jüngeren Wasserbank-Sandstein gebildet.
Stellen wir uns auf dem Rückweg zum Parkplatz noch einmal die Frage, weshalb der Isenberg sich so deutlich aus der Umgebung heraushebt, so wissen wir nun, dass er aus den harten Bänken des Kaisberg-Sandsteins aufgebaut wird, die der Verwitterung einen viel größeren Wiederstand entgegensetzten als die Tonsteine in seinem Hangenden und Liegenden. Darüber hinaus haben sicherlich auch die beiden Gebirgsstörungen, die diesen Sandsteinzug begleiten, besonders die Satanella-Überschiebung, zur Herausmodellierung des Berges beigetragen. Dort, wo die Ruhr in ihrem Lauf die harte Gesteinsrippe durchbrochen hat, fällt im Prallhang der Ruhrschleife der Berg besonders steil ab.
Text: V. Bartolović, G. Drodzewski, V. Wrede