GeoRoute Lippe

Geostopp 93-97 (Hauptroute)

Drevenacker Dünen (Schermbeck/Hünxe/Wesel)

Die Drevenacker Dünen wurden am Ende der letzten Kaltzeit vom Wind abgelagert. Ihre Entstehung ist unter Loosenberge (93) näher beschrieben. Desweiteren gehören zu dem Gebiet die Sternenberge, Pliesterberschen Sohlen und Aaper Vennekes.

Wiese und Wald
Trockenrasen und Wachholderheide in den Loosenbergen. © A. Abels

Weitere Informationen

Naturpark Hohe Mark

93 Loosenberge

Das knapp 13 ha große Naturschutzgebiet „Loosenberge“ liegen am östlichen Ende eines gut 8 km langen Dünenzuges, den Drevenacker Binnendünen, der zwischen Wesel-Wittenberg und Schermbeck-Damm den Nordrand des Lippetales begleitet. Er entstand zum Ende der letzten Kaltzeit, der Weichsel-Kaltzeit, vor rund 11.500 Jahren, als große Mengen Wasser durch Gletscher und Packeis gebunden waren und der Meeresspiegel deutlich niedriger war als heute. Die Flüsse führten meist nur wenig Wasser. Weite vegetationslose Schotterfluren der Niederrheinischen Bucht, aber auch die Moränengebiete lagen frei. Wind konnte ungehindert angreifen und Sand in östliche Richtung zu Dünen auftürmen. Meist entstanden lineare Uferbegleitdünen entlang eines Wasserlaufs, wie im Fall der Drevenacker Dünen, gelegentlich auch Parabeldünen wenn Vegetation die Ablagerung beeinflusste. In wieder wärmerem Klima wurde die Kältesteppe durch eine Tundra aus Hochstauden, Büschen und niedrigen Bäumen abgelöst. Ein unterschiedlich zusammengesetzter Mischwald folgte. Im Mittelalter und der frühen Neuzeit trug dann der Mensch durch Rodung und Beweidung dazu bei, dass die sandigen Böden stellenweise wieder frei lagen und der Sand durch den Wind erneut umgelagert werden konnten. Es entstanden große Heidegebiete, stellenweise mit kleinen Nieder- oder Heidemooren durchsetzt.

Erst im 19. Jahrhundert wurden die Gebiete wieder aufgeforstet, vor allem mit schnell wachsenden Kiefern, um Holz für den Steinkohlen-Bergbau im Ruhrgebiet zu gewinnnen. Dieser Baumtyp prägt bis heute vielfach noch das Landschaftsbild, und nur an wenigen Stellen blieb die Heide erhalten. In den Loosebergen erreichen die aus gelb- bis hellbraunem Flugsand aufgebauten Hügel heute eine Höhe von 2 m bis 4 m. Ursprünglich könnten sie deutlich höher gewesen sein. Die auf etwa 7 ha wachsenden Wacholderbestände in den Loosenbergen gehören zusammen mit denen im Elmpter Schwalmbruch zu den letzten am Niederrhein. Weiter östlich liegt mit der Westruper Heide [1] ein vergleichbares, wenn auch größeres Gebiet bei Haltern an der GeoRoute. Der Erhalt der Wacholderheide wird heute wieder durch die Beweidung mit Schafen gewährleistet. Ebenfalls sehenswert ist eine mächtige, bizarr gewachsene Huteeiche im südlichen Teil des bereits seit 1939 unter Naturschutz stehenden Gebietes. Ein Wanderrundweg erschließt das Gelände.

[1]siehe „Westruper Heide“ (68)

Alter knorriger Baum
Mächtige Huteiche in den Loosenbergen. © A. Abels

94 Dorfkirche Drevenack

Die evangelische, um 1560 reformierte Dorfkirche in Hünxe-Drevenack wurde 1308 erstmals als Pfarrkirche erwähnt. Bereits aus dem 12. Jahrhundert stammt allerdings der romanische Westturm, ursprünglich mit der Funktion eines Wehrturms. In der West- und Südwand des Langhauses sind ebenfalls Reste von Bruchsteinmauern dieser frühen Saalkirche erhalten. Zum Bau wurde Sandstein der Haltern-Formation [1] verwendet. Aus dieser Formation stammen auch die stellenweise erkennbaren dunkelbraunen Eisenschwartensteine [2]. Chor und nördliches Seitenschiff sind im 15. Jahrhundert entstanden.

[1]siehe „Stimberg“ (54-56) [2]siehe „Baggersee Flaesheim“ (62-65)

Kirchengemeinde

Kirche aus Naturstein
Dorfkirche Drevenack. © A. Abels

95 Sternenberge

Ein großes, zusammenhängendes Gebiet in dem sich die Dünen nördlich der Lippe gut studieren lassen, sind die Sternenberge. Sie bilden hier Komplexe aus deutlich ausgebildeten, gestreckten Dünen und einigen feuchten Dünenmulden, die zum Teil leicht vermoort sind. Die Dünen und die feuchten Senken weisen überwiegend Kiefernforste auf. Die nährstoffarmen, hochmoorähnlichen Heidemoore sind durch Torfstich, Entwässerung, Kultivierung und besonders durch Nährstoffeintrag stark durch den Menschen beeinflusst worden.

Das artenreichste Moorgebiet liegt im Westen der Sternenberge mit Bult-Schlenken-Komplexen sowie verhältnismäßig reicher Moorflora und -fauna. Das Gebiet wird durch zahlreiche Forst- und Rückewege durchzogen, an deren Rändern Flächen mit Sandtrockenrasen vorkommen. Eine Reihe von Tiefbrunnen in dem Gebiet dienen der Wassergewinnung. Der zentrale Teil steht unter Naturschutz.

Sandweg
Typischer Weg durch die Drevenacker Dünen. © A. Abels

96 Pliesterbergsche Sohlen

Die Pliesterbergschen Sohlen sind eine ebene bis flachwellige, im zentralen Teil stellenweise offene Sandfläche, die von Besenheide sowie lockeren Gebüschen und Gehölzen, sehr oft Besenginster, dominiert wird. Entsprechend des sandigen Untergrundes ist der Boden saurer, nährstoffarm und stellenweise stark podsoliert. Das Gebiet ist dem Naturschutzgebiet Drevenacker Dünen zugeordnet und kann über sandige, von Reitern genutzte Pfade betreten, aber nicht mit dem Rad befahren werden. Am Zugangsweg „Am Pliesterhuf“ sieht man in eingezäunten Arealen die flachen Betonzylinder von Tiefbrunnen der Gelsenwasser AG.

Gatter vor Rasen im Wald
Tiefbrunnen nahe der Pliesterbergschen Sohlen. © A. Abels

97 Aaper Vennekes

Die Aaper Vennekes sind ebenfalls Teil des Naturschutzgebietes Drevenacker Dünen. Bereits der Name deutet auf den Charakter des Areals: Vennekes ist ein Diminutiv des bekannteren Begriffs „Venn“ und steht für zahlreiche kleine, sumpfige Niederungen oder Moore. Die Feuchtstellen entwickelten in den Tälern von bis zu 3 m hohe Dünen. Durch Rodung und Beweidung hatte sich das Gebiet bereits im Mittelalter zu einer teils moorigen Heide entwickelt. Hoher Bewuchs muss aber auch aufgrund der querenden Hochspannungsleitungen verhindert werden. Das Gelände kann von der GeoRoute nach Norden über einen Pfad betreten werden.

Texte: Abels, A. (2017): GeoRoute Lippe: Von Eisensteinen, Dünenfeldern und Mäandern der Lippe – durch den Norden des GeoPark Ruhrgebiet, Regionalverband Ruhr und GeoPark Ruhrgebiet e.V. (Hrsg.), Essen.

Moorlandschaft
Aaper Vennekes. © A. Abels