GeoRoute Lippe

Geostopp 98-104 (Hauptroute)

Wesel/Xanten

98 Lippealtarm Obrighoven

Was im Zuge der Schiffbarmachung der Lippe im 19. Jahrhundert häufig durchgeführt wurde, der Durchstich und die Abschnürung einer Flussschlinge, geschah im Falle des Lippealtarms Obringhoven erst Anfang des 20. Jahrhunderts. Das 1920 in Betrieb gegangene, unmittelbar östlich gelegene RWE-Umspannwerk sollte so vor Hochwasser geschützt werden. Ein Abschnitt des 1,6 km langen Altarms führt noch Wasser, andere sind bereits zu Feuchtwiesen verlandet oder führen als flache Tümpel nur zeitweise Wasser. Eine vollständige Auffüllung kann nur noch bei starkem Hochwasser erfolgen. In und an dem kaum zugänglichen Feuchtgebiet entwickelte sich eine artenreiches Biotop, weshalb der Altarm mit seinen Uferzonen und die umschlossenen „Niemanns Weiden“ unter Naturschutz gestellt wurden.

Zwischen dem Lippealtarm und den westlich gelegenen Aaper Höfen verläuft die GeoRoute auf gut 500 m am Fuß einer ausgeprägten, rund 7 m hohen Terrassenkante der Lippe entlang. Der Westrand des Waldgebietes (Aaper Busch) knapp östlich des ehemaligen Lippehafens markiert die westliche Grenze des Naturparks Hohe Mark entlang der GeoRoute. Der Park existiert seit 1963; er reicht im Osten bis nach Olfen.

Naturpark Hohe Mark

Wasserpflanzenbedeckte Wasserfläche
Altarm der Lippe bei Obrighoven. © A. Abels

99 Altes Wasserwerk Wesel

Das Alte Wasserwerk an der Lippe, eröffnet 1886, war bis 1956 in Betrieb und ist heute ein nahezu vollständig erhaltenes technisches Denkmal. Die Pumpen des Wasserwerks wurden zunächst mit Dampfkraft und ab 1924 mit Elektroenergie betrieben. Neben dem Wasserwerk wurde ein frei zugänglicher Trinkwasser-Lehrpfad eingerichtet, der den Weg des Wassers vom Brunnen zum Verbraucher, die Technik der Wasserversorgung und die hydrogeologischen Verhältnisse veranschaulicht. Das Werk selbst ist nicht direkt zugänglich, kann aber auf Anfrage ganzjährig besichtigt werden.

Informationen bei der Route Industriekultur

Führungen

Historisches Gebäude mit Kamin
Blick über die Lippe zum alten Wasserwerk Wesel. © A. Abels

100 Neue Lippemündung

Von den Lippebrücken in Wesel hat man einen guten Blick auf die neue Lippemündung. Auf einer Länge von rund 2,5 km wurden hier von 2009 bis 2013 rund 76 ha Flussbett und Aue der Lippe mit umfangreichen Baumaßnahmen zu einem strukturreichen und größtenteils unbefestigten Flusslauf umgestaltet. Dabei wurde die Mündung rund 250 m nach Süden verlegt, auch um den Bau einer neuen Umgehungsstraße zu ermöglichen. Die Lippe ist hier mit 60 bis 160 m nun zwei- bis dreimal so breit wie bisher und mit bis zu 2,2 m auch deutlich flacher. Die großen Auenflächen stellen einen wichtigen Hochwasserrückhalteraum mit einer naturnahen Überflutungsdynamik dar. Auentypische Pflanzen- und Tierarten besiedeln nach und nach die neuen Flächen.

Maßgeblich beteiligt an den Baumaßnahmen war die Firma Hülskens, die bereits seit 1993 Kies und Sand unmittelbar südlich der Lippe abgebaut hatte. So konnte ökologisch nachhaltig weiterer Kies und Sand gewonnen und ältere Abbaue wieder verfüllt werden. Pläne für eine naturnahe Umgestaltung der Lippe weiter flussaufwärts bis zum Altarm Obringhoven[1] werden derzeit erarbeitet.

[1]siehe „Lippealtarm Obringhoven“ (98)

Infoflyer des Lippeverbandes zur neuen Lippemündung

Fluss mit sandigem Ufer
Neue Lippemündung. © A. Abels

101 Kieswerk Pettenkaul

Im Bereich Ginderich betreibt seit 2008 die Firma Hülskens ein Kieswerk, die sogenannte Abgrabung Pettenkaul. Bis 2017 kann noch im Nassabbau gefördert werden, dann ist die Sand- und Kieslagerstätte hier erschöpft. Eine lange angestrebte Erweiterung kann bisher nicht realisiert werden. Am Nordrand des Baggersees befindet sich ein interessanter Rast- und Spielplatz mit Blick auf den See und das Kieswerk.

102 Bislicher Insel

Die „Bislicher Insel“ entstand 1788 durch den Bau eines Entlastungskanals durch den Marwicker Bruch quer zu einer großen Rheinschlinge. Dieser rund 5,5 km lange Altarm, auch Xantener Altrhein genannt, ist heute nur noch am Nordwestende über den Graben „Göt“ mit dem Rhein verbunden. Bei Hochwasser allerdings werden weite Bereiche der Auenlandschaft überflutet. Die großen Seen innerhalb der „Insel“ sind aber auch dem Kiesabbau zu verdanken. Die Gesamtfläche der „Bislicher Insel“ beträgt rund 12 km², wovon knapp 9 km² unter Naturschutz stehen. Der Rhein hat mehrfach sein Bett verlagert, was im Bereich der Bislicher Insel seit der Anwesenheit der Römer in der Region vor rund 2000 Jahren recht gut dokumentiert ist. Das linksrheinische Örtchen Birten, dessen Anfänge in der Römerzeit vermutet werden, lag zeitweise auf der anderen Rheinseite und musste mehrfach verlegt werden.

Das Gebiet ist seit den 1990er Jahren durch Bergsenkungen infolge von Steinsalzbergbau betroffen. Das verantwortliche Steinsalzberg- werk Borth in Rheinberg-Borth liegt rund 4 km südöstlich der Bislicher Insel. Es fördert hochreines Steinsalz aus rund 800 m Tiefe. Mit Senkungsbetragen von 3,5 m bis 2023 wird gerechnet, was der gewünschten Vernässung  insbesondere des Altrheins entgegenkommt. An der Straße, die das Gebiet im nördlichen Teil durchquert, befindet sich an der GeoRoute das vom Regionalverband Ruhr unterhaltene Infozentrum „NaturForum“. Von hier führt ein mit dem Rad zu befahrener Stichweg weit in das Naturschutzgebiet.

RVR-NaturForum Bislicher Insel

Große Wasserfläche
Wasserreiche Landschaft der Bislicher Insel. © A. Abels
Gebäude mit Infotafel
Naturforum Bislicher Insel mit Auen Café nebenan. © A. Abels

103 Deichdorfmuseum Bislich (früher Heimatmuseum Bislich)

Im Mai 1983 wurde das Deichdorfmuseum Bislich eröffnet. Teil des Hauses ist das 2006 in einem neuen Gebäude eröffnete Ziegelmuseum, dass letztlich aus einer 1993 gezeigten Sonderausausstellung „Panneschöpper“ hervorging. Im Ziegelmuseum informiert heute eine Dauerausstellung über die lange Tradition der Herstellung von Dachpfannen, Backsteinen und Bodenfliesen am Niederrhein. Aufgrund des guten Rohmaterials, wurden in dieser Region unzählige Ziegeleien gegründet.

Heute sind in Emmerich und Schermbeck noch wichtige Zentren der deutschen Dachziegelindustrie beheimatet. Träger des Deichdorfmuseums, zu dem seit dem Jahr 2000 auch das Rhein-Deich-Museum gehört, ist der Heimat- und Bürgerverein Bislich e.V. in Zusammenarbeit mit der Stadt Wesel.

Museum

104 Leckerfelder Seen

Rund um Wesel-Bislich verändert die Kiesindustrie die ursprüngliche Landschaft seit rund 100 Jahren durch die Anlage zahlreicher Baggerseen in großem Ausmaß. Die GeoRoute läuft nördlich des Rheindeichs an einer kleinen Kiesseenlandschaft im Raum Leckerfeld vorbei, in der bis vor wenigen Jahren noch Rheinkies und -sand gefördert wurde. Heute konzentriert sich der Abbau auf den Raum nördlich von Bislich.

Texte: Abels, A. (2017): GeoRoute Lippe: Von Eisensteinen, Dünenfeldern und Mäandern der Lippe – durch den Norden des GeoPark Ruhrgebiet, Regionalverband Ruhr und GeoPark Ruhrgebiet e.V. (Hrsg.), Essen.