Steinbruch "Am Kleff"

GeoRoute Ruhr

Der Steinbruch an der Herbeder Straße ähnelt dem Steinbruch Dünkelberg auf der gegenüberliegenden Ruhrseite am Ausgang des Muttentals. Die anstehenden Tonsteine wurden einst für eine Ziegelei abgebaut. Darüber liegen das Flöz Mentor (Geitling 3) und der Finefrau-Sandstein. Am Fuß des Steinbruchs hat sich das Mundloch des Bergbauschachtes Nestor erhalten.

Steinkohleflöz in rötlicher Felswand
Steinbruch am Kleff mit Flöz Mentor. © E. Wührl

Weitere Informationen

Der Steinbruch ist die Station 58 der

GeoRoute Ruhr

In der Nähe

Nationales Geotop Muttental

Standort

Adresse: Herbeder Straße 148, Witten
UTM-Koordinaten (Zone 32): RW: 381858 HW: 5698478
ÖPNV: Bushaltestelle Herbeder Straße  (500 m)

Infotafel
Infotafel am Mundloch des Schurfschachtes Nestor. © GeoPark Ruhrgebiet
Sand mit gröberen rundlichen Bestandteilen.
Finefrau-Konglomerat. © GeoPark Ruhrgebiet

Zu diesem Geotop

Böschung an der Herbeder Straße

Die fast 2 Kilometer lange Böschung entlang der Herbeder Straße in Witten zwischen dem Ruhrdeich (B 226) und Witten-Heven erschließt die sandsteinreiche Schichtenfolge der Oberen Witten-Schichten. Das Bild der Straßenabzweigung an der Ruhrtalstraße wird von der Klippe des massigen, mittelkörnigen Schöttelchen-Konglomerates beherrscht, das bereits die Basis der Bochum-Schichten bildet. Die Schichten verlaufen fast parallel zur Straßenböschung und scheinen flach zu liegen; in Wahrheit sind sie aber geneigt, wie man leicht erkennt, wenn man der Straße Richtung Herbede einige Zehnermeter folgt.

Noch vor dem ersten Haus auf der rechten Straßenseite erreicht man nun den Kern einer Gebirgsfalte, der Nachtigaller Mulde. Sie ist eine Spezialfalte innerhalb der bedeutenden Wittener Hauptmulde. Es folgt ein schlecht aufgeschlossener Abschnitt, in dem sich die sandsteinärmeren Schichten um die Flözgruppe Girondelle verbergen, die hier mehrfach gefaltet sind. Auffällig ist eine markante, mit etwa 60° nach Süden geneigte Sandsteinbank, die stratigraphisch dem unteren Teil der Girondelle-Gruppe zuzuordnen ist. Hier ist ein kleiner Steinbruchbetrieb anglegt.

Unmittelbar danach tritt wegen des kurvigen Verlaufs der Straße erneut der Kern der Nachtigaller Mulde auf, so daß sich nun bis hin zur scharfen Rechtskurve der Straße die Schichtenfolge mit flacherem Nordfallen wiederholt. In der Straßenkurve tritt dann der mächtige Finefrau-Sandstein auf, dessen Liegendes vom Flöz Mentor gebildet wird.

Steinbruch und Schacht

Dieses ist in einem schönen, wenn auch schlecht zugänglichen Aufschluß unmittelbar hinter dem Ortsschild ”Witten-Heven” zu erkennen (Aufschluß ”Am Kleff”). Unter Flöz Mentor liegen Ton- bis Schluffsteine (”Sandschiefer”), die hier früher für eine Ziegelei abgebaut wurden. Dieser kleine Steinbruch ähnelt stark dem wesentlich bekannteren Steinbruch Dünkelberg am Ausgang des Muttentals, den man auch von hier aus jenseits der Ruhr erkennen kann.

Gut erhalten ist das Mundloch des schräg in den Berg führenden Schachtes „Nestor“. Man nennt solche geneigten Schächte auch „tonnlägig“, da die Fördertonnen, mit denen die Kohle aus dem Berg gehoben wurde, auf der Schachtwand auflagen. Der Schacht führte etwa 20 Meter weit hinab zum Flöz Geitling 1, das hier unter dem Straßenniveau auftritt und bereits 1787 abgebaut wurde. Der Schacht und die angrenzenden Grubenbaue wurden während des Zweiten Weltkriegs als Luftschutzstollen genutzt. Später fand noch ein kleiner Nachlesebergbau auf stehen gebliebene Flözreste statt. Je nach Jahreszeit und Bewuchs sieht man den Aufschluss am Besten, wenn man auf der gegenüberliegenden Straßenseite einige Meter in den Weg zur DRLG-Station hineingeht.

Betrachtet man sich den Kontakt zwischen dem Finefrau-Sandstein und dem Flöz Mentor genauer, so erkennt man, dass dieses zu den Rändern des kleinen Steinbruchs hin immer dünner wird und schließlich ganz “auskeilt“. Dies liegt nun nicht daran, dass hier das „Mentor-Moor“ vielleicht ein Ende fand und es deshalb nicht zur Kohlebildung kam. Ursache ist vielmehr das Flusssystem, das den Finefrau-Sandstein ablagerte.

Finefrau-Sandstein

Die weite Verbreitung des Finefrau-Sandsteins im südlichen Ruhrgebiet zeigt an, dass es sich offenbar um die Ablagerungen eines großen Stroms handelt, der wahrscheinlich in zahlreiche Arme verzweigt, das moorige Tiefland an der Küste des Karbonmeeres durchströmte. Wir können in unserem Exkursionsgebiet diesen Sandstein an verschiedenen Stellen beobachten. Dabei haben wir aus der Art der Ablagerungen gefolgert, dass in diesem Flusssystem neben Stromrinnen mit schnell fließendem Wasser und hoher Strömung auch eher ruhige Stillwasserbereiche existierten. Das Flusssystem war vielleicht vergleichbar mit den großen Flussläufen, wie wir sie auch heute noch in den tropischen Tiefländern Südamerikas oder Afrikas finden.

Luftbild von Landschaft mit Meer und Wald
Tropisches Waldmoor an der Küste Liberias. Ähnlich hat es im Ruhrgebiet vor 300 Mio. Jahren ausgesehen. © GeoPark Ruhrgebiet

Die Fließrichtung der Flussläufe, die den Finefrau-Sandstein ablagerten, war generell nach Westen gerichtet, wie Messungen der Schrägschichtung ergaben. Zu der Zeit, als der Finefrau-Strom durch das Karbonsumpfland floss, lag der Meeresspiegel wahrscheinlich sehr niederig. Dadurch konnte sich der Fluß tief in den Untergrund einschneiden und viel von dem Gestein abtragen, das schon vorher abgelagert worden war. Erst danach wurden die Stromrinnen dann mit dem Sand und Kies, das der Fluß herantransportierte, allmählich wieder aufgefüllt. Durch die Auswertung zahlreicher Aufschlüsse im Bergbau konnte so im Niveau des Finefrausandsteins ein mehrere Kilometer breites Tal nachgewiesen werden. Es verläuft etwa parallel der heutigen Ruhr von Ost nach West.

Sumpfwald im Oberkarbon. © Ruhr Museum

Dieses Tal wurde dann vollständig mit Sanden und Kiesen aufgefüllt. Der Aufschluß von Witten-Heven befindet sich am Rande einer solchen Talrinne. Während weiter südlich im Bereich des Muttentals die Basis des Finefrau-Sandsteins noch deutlich über dem Flöz Mentor liegt, schneidet die Flußrinne hier tiefer ein und hat bereits einen Teil des Flözes abgetragen. Noch weiter nördlich, zwischen Bochum und Essen, ist dieses Tal bis zu 20 m tief und reicht bis in den Bereich über Flöz Geitling 2 hinab. Aus vielen einzelnen Beobachtungen ergibt sich so ein Bild der Landschaft, die vor über 300 Millionen Jahren unser Gebiet bestimmte.

Text: V. Bartolović, G. Drodzewski, V. Wrede

Wald mit Palmfarnen
Farnwald in Neuseeland - ein heutiges Gegenstück zum karbonzeitlichen Wald. © Geopark Ruhrgebiet
Logo und Leute vor Felswand mit Logo

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