Schwelmer Tunnel
und Haus Martfeld
Radeln durch die Erdgeschichte
Zwischen Schwelm und Gevelsberg verläuft der „Radweg unter dem Karst“ durch einen ehemaligen Eisenbahntunnel. Der Tunnel mit den historischen Sandsteinportalen schneidet 380 Mio. alte Gesteinsschichten aus dem Mitteldevon an. Zahlreiche Höhleneingänge sind hier erkennbar. Infotafeln erläutern geologische und biologische Besonderheiten und Rastplätze laden zum Verweilen ein. Unweit der Trasse liegt in einer Parkanlage das mittelalterliche Wasserschloss Haus Martfeld. Hier befindet sich das Heimatmuseum der Stadt Schwelm, in dem unter anderem die Bergbauvergangenheit thematisiert und eine Sammlung von Fossilien und Mineralien aus Tagebauen und Abraumhalden präsentiert wird.
Arbeitskreis Kluterthöhle e.V.
Museum Haus Martfeld (Stadt Schwelm)
Der Schwelmer Tunnel war von 1879 bis 1986 in Betrieb. Im parallel verlaufenden Linderhäuser Tunnel herrscht auch heute noch Zugbetrieb. Die Felswände bestehen aus dem mächtigen Massenkalk und älteren Gesteinsschichten, in die nur vereinzelt kleinere Kalksteinbänke eingelagert sind. In den Riffkalken findet man neben Höhlen auch andere Karsterscheinungen, wie eine große Doline. Am Südportal entspringt eine Karstquelle. Eine geologische Störung bewirkt, dass einige Schichten mehrmals auftreten. Der Tunnel und seine schattigen Einschnitte sind Lebensraum für Fledermäuse, Salamander und seltene Pflanzenarten wie Hirschzungenfarn und Lerchensporn. Nördlich von Haus Martfeld erstreckt sich ein ehemaliges Bergbaugebiet, in dem vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Schwefelkies und Eisenerz gewonnen wurden. Die Erze habe sich durch aufsteigende mineralische Wässer an geologischen Störungen im Massenkalk gebildet. An den Bergbau erinnern heute nur noch Straßennamen wie „Erzweg“ und „Am alten Schacht“.
Infos
Schwelmer Tunnel
17 Stationen mit Infotafeln
von Süden
Start: Haßlinghauser Straße, 58332 Schwelm
UTM-Koordinaten (Zone 32): RW: 381641 HW: 5684695
ÖPNV: Bushaltestelle Haßlinghauser Straße (500 m)
von Norden
Start / ÖPNV: Bahnhof Gevelsberg West (700 m), hier auch Parkplatz
UTM-Koordinaten (Zone 32): RW: 381885 HW: 5686238
Museum Haus Martfeld: Im Martfeld 1, 58332 Schwelm,
Öffnungszeiten: Sa, So 12-17 Uhr, Eintritt: 3/1,50 €
Radrundweg: 10 km, 148 m, ab Bahnhof Schwelm
Wanderstrecke: 6 km, 85 m, ab Haus Martfeld (s.o.) oder Bahnhof Gevelsberg West.
Downloads
Infotafel 1 (PDF) (976 KB)
Infotafel 2 (PDF) (805 KB)
Infotafel 3 (PDF) (881 KB)
Infotafel 4 (PDF) (1,018 KB)
Infotafel 4a (PDF) (4 MB)
Infotafel 4b (PDF) (8 MB)
Infotafel 5 (PDF) (758 KB)
Infotafel 5a (PDF) (6 MB)
Infotafel 6 (PDF) (717 KB)
Infotafel 7 (PDF). (579 KB)
Infotafel 8 (PDF) (743 KB)
Infotafel 9 (PDF) (673 KB)
Infotafel 10 (PDF) (654 KB)
Infotafel 11 (PDF) (568 KB)
Infotafel 12 (PDF) (279 KB)
Infotafel 13 (PDF) (208 KB)
Infotafel 14 (PDF) (444 KB)
Links und Literatur
Voigt, S. (2022): Der Schwelmer Tunnel, Herausforderung und Chance für die Höhlenforschung, Der Antiberg 80 ̶̶̶ Mitteilungen zur Karst- und Höhlenforschung in Nordrhein-Westfalen, Beiheft Nr. 4 ̶̶̶ Arbeitskreis Kluterthöhle e.V. (Hrsg.), 34 S.; Ennepetal
Zu diesem Geotop
Einleitung
Einleitung
Der Schwelmer Tunnel verläuft auf einer Länge von 742 Metern schnurgerade durch den Linderhauser Rücken. Er wurde 1879 erbaut und war Teil der Rheinischen Bahn von Düsseldorf nach Dortmund. Seit dem Jahr 1986 ist dieser Teil der Bahnstrecke stillgelegt. In 40 Meter Entfernung befindet sich der parallel verlaufende Linderhauser Tunnel, der auch heute noch für den Bahnbetrieb genutzt wird. In den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs wurde der Linderhauser Tunnel als bombensichere Produktionsstätte für die Rüstungsindustrie genutzt. Das Portal des Tunnels ist aus Sandsteinblöcken gefertigt.
Das Gelände wurde von einem privaten Eigentümer für den Geotop- und Naturschutz erworben. Es ist in geologischer und biologischer Hinsicht interessant. Durch seinen Nord-Süd-Verlauf schneidet der Tunnel geologische Schichten unterschiedlichen Alters an. Die kühle, schattige Schlucht der Bahneinschnitte ist von charakteristischen und teilweise geschützten Pflanzenarten besiedelt, darunter Hirschzunge, Braunstieliger Streifenfarn, Aronstab, Lerchensporn und Vielblütige Weißwurz. Durch den Tunnel verläuft der „Radweg unter dem Karst“.
Geologisches Profil
Geologisches Profil

Geologische Schichten
Geologische Schichten
Im Bereich des Schwelmer Tunnels sind Gesteine unterschiedlichen Alters aufgeschlossen, weil die Schichten nach ihrer Ablagerung gefaltet wurden und schräg liegen.Von Süden kommend findet man zunächst den rund 380 Mio. Jahre alten Massenkalk aus dem Mitteldevon vor, ein ehemaliges Barriereriff im tropischen Ozean.
Daran schließen sich die älteren Honsel-Schichten an, die neben Sandstein und Schiefern einzelne Kalksteinbänke beinhalten, kleine Riffe, die nach kurzerZeit wieder verschüttet wurden. Im Tunnel werden sie von den noch älteren Brandenberg-Schichten aus Rotschiefer und Sandstein abgelöst. An zwei Stellen sind die Gesteinsschichten durch die Ennepe-Störung verworfen, die hier in mehrere Äste aufgespalten ist.
Zwischen einem Ast im Tunnel (I) und einem noch weiter nördlich verlaufenden Ast (II) tritt erneut der Massenkalk an der Erdoberfläche auf. Er wird von der nördlichen Störung auf noch jüngere Schichten des Oberdevons aufgeschoben.
Karst und Höhlen
Karst und Höhlen
Die anstehenden Kalksteine sind durch Verkarstung geprägt, was bedeutet, dass kohlensäurehaltigesWasser das Gestein stellenweise aufgelöst hat. In der Umgebung sind daher mehrere bis zu 50 Meter lange Höhlen nachgewiesen: am nördlichen Einschnitt das „Schwelmer Schächtchen“ und die „Schwelmer Schichtfugenhöhle“; im Tunnel das „Schwelmer Schlammbad“ und die „Schwelmer Tunnelhöhle“; am südlichen Einschnitt die „Fuchs-“, „Nikolaus-“, „Brennnessel-“, „Röhren-“, und „Osterbachhöhle“.Weil sie durch den Tunnelbau angeschnitten und entwässert wurden, versiegten damals einige Hofbrunnen in der Umgebung. An der „Schwelmer Tunnelhöhle“ wurde die Karstquelle des Krähenberger Bachs freigelegt.