GeoRoute Lippe

Geostopp 80-87 (Hauptroute)

Üfter Mark (Dorsten/Schermbeck)

Nordöstlich von Schermbeck und nördlich von Dorsten liegt ein großes Waldgebiet, das sich aus historisch vier verschiedenen Marken, d. h.  ehemals gemeinfreiem Land, zusammensetzt: Üfter Mark im Nordwesten, Rüster Mark im Südwesten, Emmelkämper Mark im Südosten und Bakeler Mark im Nordosten. Der Einfachheit halber wird das gesamte Gebiet gemeinhin auch insgesamt als Üfter Mark bezeichnet.

Roter Sandweg durch lockeren Kiefernwald
Weg durch die Rüster Mark. © A. Abels

80/81/82/ Sandgruben Üfter Mark

In der Üfter-, Rüster- und Emmelkämper Mark, gibt es eine Reihe von teils aktiven, teils aufgelassenen oder wieder aufgeforsteten Sand- und Steingruben. Südlich des Gasthauses „Forsthaus Freudenberg“ beiderseits der Borkener Straße (B 224) wird noch heute in zwei ausgedehnten Gruben (80, 81) Sand der Haltern Formation und in geringerem Umfang auch Kies abgebaut. Am Fuß der Abbaukanten findet man rundliche Steinkerne der Muschel Glycemeris geinitzi, die aus den losen Sanden herausgewittert sind. Ebenso kommen an den Abbaukanten herausgewitterte, aber kaum verfestigte, filigrane Krebsbauten vor. Die Sande werden nach oben durch eine Bank Sandstein abgeschlossen. Darüber liegen Kiese, die ein Relikt eiszeitlicher Ablagerungen der 600.000 bis 800.000 Jahre alten Rhein-Maas-Hauptterrasse sind. Das Fluss-System ersteckte sich also zeitweise bis in diese Region. Auf den Waldwegen der Üfter und Rüster Mark findet man diese Kiese sehr häufig. Ein Beispiel für die Nachnutzung einer solchen Abbaus ist die Sandgrube Boer (82) an der B 224, 2 km nordwestlich des oben genannten Gasthauses. Im Rahmen der Entwicklung der 2001 vom Regionalverband Ruhrgebiet erworbenen Üfter Mark zu einem Naturerlebnisgebiet wurde 2015 am nordwestlichen Rand der Grube am Rhader Weg eine 5 m hohe Aussichtsplattform mit Infotafeln gebaut. Mehrere hier vorkommende, geschützte Tierarten wie der Schwarzstorch gaben Anlass den früheren Abbau unter Naturschutz zu stellen.

Sanabbau in gelb-rötlichen Sanden
Sandabbau in der Emmelkämper Mark. © A. Abels
Sandstein mit Löchern
Sandsteinblock an der Sandgrube Boer. © A. Abels

83/84 Witte Berge und Deutener Moore

In der Bakeler Mark nahe des Dorstener Ortsteils Deuten erreicht die GeoRoute ein 85 ha großes Gebiet, das bereits seit 1931 geschützt ist: Die „Witte Berge“ und die „Deutener Moore“. Die Witte Berge, niederdeutsch für Weiße Berge, sind ein bewaldetes, hügeliges Areal fossiler Dünen, deren Material aus den Terrassen des Rhein-Maas-Flusssystem in der Nacheiszeit herangeweht wurde. Zwischen den Dünen liegen vermoorte Senken, darunter das „Schwarze Veen“, ein teilweise verlandeter Heideweiher. Am Südwestrand des Gebiets ist eine kleine Fläche mit Wachholder und Besenheide erhalten. Ein teilweise sandiger Rundweg mit einigen Infotafeln durchquert das Gelände, darunter zur Dünenbildung und der Nutzung von Sand. Am Heimathaus Deuten liegen einige Findlinge aus der Sandgrube Boer. Eine Infotafel dort gibt Auskunft über Art und Herkunft der Steine.

Heimatverein Deuten

 

Infotafel zum Thema Findlinge
Infotafel am Heimathaus Deuten. © A. Abels

85 Brotmanns Höhle

Rund 500 m südlich des Markenwegs befindet sich in der Flanke einer alten Steinkuhle „Brotmanns Höhle“, wobei der Begriff „Höhle“ umgangssprachlich zu verstehen ist. Die Höhlenkunde (Späleologie) definiert eine Höhle als über 5 m lang und natürlichen Ursprungs. Ersteres ist nicht der Fall, letzteres unsicher. Menschen könnten das etwa hüfthohe Loch erweitert haben, zumal sich eine ehemalige, wieder aufgeforstete Sandgrube (Hennewig) nur wenige Meter neben der Steinkuhle befindet. Auch ein paar große Sandsteinblöcke in der Umgebung der Kuhle stammen wohl aus diesem Abbau. Brotmanns Höhle ist mit einer, je nach Quelle etwas variierenden Geschichte verknüpft. Demnach rührt der Name der Höhle von einem Bauernsohn aus der Gegend, der von 1865 bis 1875 in der Höhle lebte und für einfache Dienste bei den Bauern in der Umgebung Brot bekam. Er versteckte sich dort vor dem Militär, den er war desertiert und ihm drohte die Todesstrafe. Sein Vater versorgte ihn mit Nahrungsmitteln. Nach zehn Jahren in der Erdbehausung soll er nach Amerika entkommen sein.

Informationen im Dorsten-Lexikon

 

Mann sitzt gebückt in etwa 50 cm hoher Höhle
In der Brotmannshöhle. © GeoPark Ruhrgebiet

86 Steinbruch Freudenberg

Knapp östlich der Autobahn 31 in der Emmelkämper Mark liegt der aufgelassene, heute unter Naturschutz stehende Steinbruch Freudenberg. Entlang der östlichen Abbauwand sind große Bereiche mit Sandsteinschichten der Haltern-Formation aufgeschlossen. Nicht selten sind im Sandstein Fossilien der Muschel Glycemeris geinitzi in Form rundlicher Steinkerne oder als Abdrücke zu finden. Häufige Bauten der Krebsgattung Calianassa werden ebenfalls beschrieben. Der Steinbruch zeigt, dass die „Sandsteinbank“ innerhalb der Halterner Sande durchaus eine Mächtigkeit von einigen Metern erreichen kann.

Rötlich gelber Sandstein, im Vordergrund Fahrräder
Sandsteinaufschluss im Steinbruch Freudenberg. © A. Abels

87 Dicker Stein Schermbeck

In der Üfter Mark liegt ein Findling an dem nach ihm benannten Weg „Zum dicken Stein“ (Kreuzung Entenpoete). Der „Dicke Stein“ ist ein wahrscheinlich aus der Region stammender, eher unscheinbarer Sandstein und als Naturdenkmal eingetragen.

Texte: Abels, A. (2017): GeoRoute Lippe: Von Eisensteinen, Dünenfeldern und Mäandern der Lippe – durch den Norden des GeoPark Ruhrgebiet, Regionalverband Ruhr und GeoPark Ruhrgebiet e.V. (Hrsg.), Essen.

Findling im Waald
Der „Dicke Stein“ in der Üfter Mark. © A. Abels