Syberg

GeoRoute Ruhr

Der 245 m hohe Syberg am Nordufer des Hengsteysees ist ein beliebtes Ausflugsziel mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten und Aussichtspunkten auf die reizvolle Umgebung. An Aufschlüssen zeigen sich die ältesten Schichten des Steinkohlegebirges mit mächtigen Sandsteinpakten, die einst als Fluss-Sande abgelagert wurden. Sie bilden das Baumaterial für das Kaiser-Wilhelm-Denkmal, die Ruine Hohensyburg, den Vincke-Turm und die Fassade der Spielbank, die auf dem Syberg thronen. Der Syberg ist darüber hinaus ein historisches Bergbaugebiet. Hier wird das älteste abbauwürdige Steinkohlenflöz „Flöz Sengsbank“ abgebaut. Am Nordwesthang liegt das Besucherbergwerk Graf Wittekind, das jedoch nur nach Voranmeldung besichtigt werden kann.

Sehenswürdigkeiten auf dem Syberg

Hengsteysee, Hohensyburg und Syburger Bergbauwanderweg bei www.ruhrgebiet-industriekultur.de

Denkmal mit Reiterstatue von oben
Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf dem Syberg. © GeoPark Ruhrgebiet

Weitere Informationen

Der Syberg beinhaltet die Geostopps 96-102 der

GeoRoute Ruhr

Am Syberg verläuft der

Syburger Bergbauwanderweg

Östlich des Sybergs schließt sich der

Archäologisch-Historische Spaziergang am Asenberg

an, der vom Historischen Verein Dortmund betreut wird.

Earthcaches

Historischer Bergbau im Ardeygebirge

Presse

Westfälische Rundschau (04.11.2011) zum Schulmeister-Steinbruch

Ausgangspunkte

Wanderparkplatz am Hengsteysee

Adresse: Hengsteystraße, Dortmund
UTM-Koordinaten (Zone 32): RW: 394201 HW: 5697433
ÖPNV: Bushaltestelle Hengsteysee/Hagen (300 m bis Parkplatz)

Casinoparkplatz auf dem Syberg

Adresse: Hohensyburgstraße 200
UTM-Koordinaten (Zone 32): RW: 394850 HW: 5697821
ÖPNV: Bushaltestelle Syburg (300 m bis Parkplatz)

Links und Literatur

Die Geologie am Syberg in Dortmund
mit dem Besucherbergwerk Graf Wittekind
von Dr. Mathias Schöpel und Wolfgang Rühl
Förderverein Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier e.V. Arbeitskreis Dortmund (Hrsg.)
Grüne Druckerei und Verlag oHG (2020)
9,50 €

Bestellung

Cramm, T. (2010): Der Bergbau zwischen Dortmund-Syburg und Schwerte. Förderverein Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier e.V., Arbeitskreis Dortmund (Hrsg.), Dortmund/Iserlohn.

Cramm, T. (2007): Auf den Spuren des Bergbaus in Dortmund-Syburg, Forschungen und Grabungen am Nordwesthang des Sybergs von 1986-2006. Zeitschriftenreihe scriptum des Geologischen Dienstes NRW, Krefeld, Nr. 15. ISSN 1430 – 5267

Gedruckte Versionen vergriffen. PDF-Datei mit beiden Artikeln sind beim Geologischen Dienst NRW (GD NRW) erhältlich.

Geoshop GD NRW

Artikel Route Industriekultur

 

 

Zu diesem Geotop

Einleitung

Am Südhang des Sybergs am Hengsteysee stehen spektakuläre Klippen aus mehreren, 10 - 20 m mächtigen Sandsteinpaketen der Kaisberg-Schichten an. Angefangen vom „Grenzsandstein“ bis hin zum Flöz „Sengsbank“, dem ältesten abbauwürdigen Steinkohlenflöz im Ruhrgebiet, sind hier insgesamt 130 m aufgeschlossene Gesteinsschichten zu sehen. Sie dokumentieren eine ehemalige Landschaft mit weitverzweigten Flussläufen und ausgedehnten Flachmooren, die Geburtsstätte der Steinkohlenflöze im Ruhrbecken. Ein auf der Nordflanke des Sybergs gelegener bergbauhistorischer Wanderweg schließt den alten Bergbau auf, der in diesem ältesten Steinkohlenflöz des Ruhrgebiets umging. Auch auf diesem Weg lernen wir die Schichtenfolge der Kaisberg-Formation kennen: Hierzu verlassen wir den Parkplatz an der Brücke über den Hengsteysee in östliche Richtung. Nach etwa 100 m zweigt vom Ruhruferweg unser Weg hangaufwärts ab. (Es ist der zweite Weg, der links den Hang hinaufführt.) In der zweiten Wegkehre liegt die Basis des Grenzsandsteins.

 

Zeichung mit geologischen Schichten im Syberg
Geologischer Schnitt durch den Syberg. © GeoPark Ruhrgebiet
Stausee in herbstlicher Landschaft
Blick vom Syberg auf den Hengsteysee. © GeoPark Ruhrgebiet

Fluss-Sande mit Schrägschichtung

Der ansteigende Weg führt nun auf etwa 300 m Länge stets unterhalb des Grenzsandsteins entlang, der eine steile Felsrippe bildet. An mehreren Stellen gewähren schmale Tälchen den Durchblick auf die nächsthöhere Felsrippe, den Kaisberg-Sandstein. Auffälligste Erscheinung in den Sandsteinklippen ist die sogenannte Schrägschichtung. Dabei bilden die Ablagerungsflächen innerhalb der Gesteinsbänke einen Winkel mit den Schichtflächen, die die Bänke begrenzen. Schrägschichtung entsteht in fließendem Wasser. Durch die Strömung werden die Sandkörner über die Oberfläche der Sandbänke am Gewässerboden bewegt und lagern sich schließlich an der steilen Stirn der Sandbank an. Wechselt die Strömungsrichtung des Flusses, so entsteht eine neue Sandsteinbank mit anderer Schüttungsrichtung. Unter dem Gewicht der zunehmenden Ablagerungen wird der Sand zusammengedrückt, entwässert und verfestigt. Dieser Vorgang wird als Diagenese bezeichnet. Aus einem locker gelagerten Sand wird schließlich ein Sandstein mit Schrägschichtung. 

 

Die Schrägschichtung des hier aufgeschlossenen Sandsteins ist oft bogig ausgebildet. Messungen einzelner Lagen lassen auf eine Fließrichtung der damaligen Flüsse von Osten nach Westen schließen. Der obere Bereich mancher schräggeschichteten Lagen scheint ein Stück weit „abgeschnitten“ zu sein. Dieses Merkmal deutet auf Verlagerungen der ehemaligen Flussrinnen hin, wobei bereits abgelagerter Sand wieder abgetragen wurde.

Sandsteinwand
Grenzsandstein am Syberg. © GeoPark Ruhrgebiet

Ein unechtes Flöz

Etwa 7 m oberhalb der Basis des Grenzsandsteins liegt ein 10 - 20 cm mächtiges Flöz von lagenweise angereicherten kohligen Resten, die mit dünnen Sandsteinlagen im Wechsel auftreten. Lokal schwillt das Flöz bis auf 1 m Mächtigkeit an. Es handelt sich bei dieser kohligen Lage aber nicht um ein echtes Kohleflöz, sondern nur um zusammengeschwemmte Holzreste innerhalb des Sandsteins.

Echte Flöze, das heißt solche, die aus ehemaligen Mooren hervorgegangen sind, werden normalerweise von einem Wurzelboden unterlagert.  Einen guten Einblick in die Natur dieses „Flözes“ erhalten wir etwa 50 m hinter der zweiten Wegkehre, rechter Hand vom ersten Quertälchen. Steigt man dort am Hang aufwärts, so erkennt man, dass das Flöz zur Seite hin langsam schmäler wird und schließlich im Sandstein verschwindet.

Die Sandsteinlagen enthalten Glimmer, im Sonnenlicht schimmernde blättchenförmige Mineralkörner. Nach Durchschreiten der nächsten Spitzkehre passieren wir eine Sandsteinpartie, die aus Grenzsandstein und Kaisberg-Sandstein ohne eine Zwischenlage besteht. An dieser Stelle blieben die Flußrinnen über einen langen Zeitraum stationär und lagerten so große Mengen an Sand ab, die nun das besonders mächtige Sandsteinpaket bilden.

Auf dem Syberg

Weiter oberhalb ist dann in zwei aufgelassenen Steinbrüchen der Sengsbänksgen-Sandstein aufgeschlossen. Nehmen wir den Weg hinter dem Steinbruch in nördliche Richtung, queren schließlich wir den Höhenrücken des Sengsbank-Sandsteins, des vierten Sandsteins der Kaisberg-Schichten. Dieser Sandstein bildet den Bergrücken, auf dem die Hohensyburg lag und heute das Kaiser-Wilhelm-Denkmal gründet. Der steile, das Ruhrtal überragende Bergrücken bot sich schon früh zur Anlage einer Befestigung an. Hier hatten die Sachsen eine Burg, die von Karl dem Großen im Zuge seiner Kriegszüge erobert wurde. Blicken wir von hier aus ins Ruhrtal hinab, fällt uns der Unterschied zwischen dem flachen Gebiet links der Ruhr und den bewaldeten Höhenrücken rechts sofort ins Auge. Während links der Ruhr die weichen, tonigen Schichten der Ziegelschiefer-Zone vorkommen, setzen auf der anderen Seite des Tals die harten Sandsteine der Kaisberg-Schichten den Abtragungskräften großen Widerstand entgegen und formen so die steilen Bergrücken. Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal ist – ebenso wie die Fassade der modernen, in der Nähe gelegenen Spielbank Hohensyburg- aus dem hier anstehenden Ruhrsandstein gestaltet worden, der seit alters als Werksandstein genutzt wird.

Felswand mit Sommerbäumen
Der Schulmeister-Steinbruch wurde früher von der Gemeinde ihrem Schulmeister überlassen, damit dieser sein kärgliches Gehalt aufbessern konnte. © GeoPark Ruhrgebiet
Schatten von Reiterstatue auf Sandsteinwand
Ruhrsandstein am Kaiser-Wilhelm-Denkmal. © GeoPark Ruhrgebiet

Syburger Bergbauwanderweg

Vom Kaiser-Wilhelm-Denkmal aus führt nun der Syburger Bergbau-Wanderweg zum Parkplatz zurück.  Über dem Sengsbank-Sandstein breitet sich am nordwestlichen Berghang das etwa 0,4 m mächtige Flöz Sengsbank aus, das erste abbauwürdige Steinkohlenflöz des Ruhr-Beckens. Durch den Förderverein bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier e. V. wird hier im Rahmen einer archäologischen Erkundung der ehemalige Steinkohlenbergbau wieder freigelegt. Die Gebirgsschichten verlaufen hier fast parallel zum Talhang, so dass das Flöz nur wenige Meter unter der Erdoberfläche liegt. Wahrscheinlich begann der Bergbau hier schon im 16. Jahrhundert in einem Tagebau, dem Breckerschen Feld. Später, im 18. und 19. Jahrhundert, wurden dann waagerechte Stollen in Handarbeit mit Schlägel und Eisen ca. 25 m weit bis zum Flöz Sengsbank vorgetrieben. Zunächst bestand hier die Zeche „Schleifmühle“, die mit Unterbrechungen von 1740 bis etwa 1802 in Betrieb war. Sie hatte ihren Namen nach einem Schleifkotten, in dessen Nähe das Stollenmundloch gelegen war.

Den Besitz der Grube teilten sich verschiedene Anteilseigener, die meist in der näheren Umgebung ansässig waren. Zu ihnen gehörte aber auch der seinerzeit nach England emigrierte Theoretiker des Sozialismus Friedrich Engels, der als Sohn einer reichen Wuppertaler Industriellenfamilie den Grubenbesitz von seinem Vater geerbt hatte. Später baute hier die Zeche „Graf Wittekind“, die von 1858 an bis etwa 1900 betrieben wurde. Der Lehrpfad vermittelt dem Besucher an zahlreichen Einzelpunkten (Stollenmundlöcher, Schächte, Pingenfeld, Steinbruch) mit Erläuterungstafeln einen Einblick in die Erdgeschichte und in die frühe Arbeitswelt der Steinkohlengewinnung dieses Raumes. Die die wieder ausgegrabenen unterirdischen Abbaue im Besucherbergwerk Graf Wittekind können nach Anmeldung besucht werden.

Text: V. Bartolović, G. Drodzewski, V. Wrede

Stolleneingang mit Förderwagen und Infotafel
Stolleneingang zum Besucherbergwerk Graf Wittekind.
Logo und Leute vor Felswand mit Logo

GeoRoute Ruhr

Streckenwanderung entlang des Ruhrtals über insgesamt 180 Kilometer Länge mit 148 geologischen und touristischen Geostopps. Die Route wird vom GeoPark Ruhrgebiet betreut.

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Mann mit Grubenlampe und Steinkohlebrocken in Bergwerk.

Besucherbergwerk Graf Wittekind

Im Besucherbergwerk Graf Wittekind, einer historischen Stollenzeche, die etwa 1900 aktiv war, werden abenteuerlichen Führungen angeboten.

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Stolleneingang mit Förderwagen und Infotafel

Syburger Bergbauwanderweg

Bergbauhistorischer Rundweg in Dortmund-Syburg mit einer Länge von 2,5 Kilometern und 10 Stationen. Der Weg wird vom Förderverein Bergbauhistorischer Stätten im Ruhrrevier e.V. betreut.

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