GeoRoute Lippe

Geostopp 1-8 (Hauptroute)

Ahlen

1 Dicker Stein von Ahlen

Der „Dicke Stein“ liegt seit 1916 in einer kleinen Grünanlage an der Dolberger Straße (gegenüber Haus-Nr. 158) knapp südlich der Einmündung "Am Vatheuershof". Der Findling wiegt rund 63 Tonnen, misst 5 Meter an der breitesten Stelle und besteht aus Sandstein der Unterkreide des nordwestlichen Teutoburger Waldes, vermutlich „Bocketal-Sandstein“. Freigelegt wurde er 1911 in einer Mergelgrube neben der früheren Ziegelei Rötering rund 400 m westlich des heutigen Standorts. Dorthin transportiert haben ihn vor rund 250.000 bis 150.000 Jahren die Gletscher der Saale-Kaltzeit. Heute befindet sich hier der Stegerwaldplatz mit umgebender Kleingartenanlage. Am Findling wurde 2011 eine Infotafel aufgestellt.

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Dicker Stein Ahlen

Mehr als mannshoher Felsbrocken mit Infotafel
Dicker Stein von Ahlen, der größte Findling im GeoPark Ruhrgebiet. © A. Abels

2/3 Zeche Westfalen, Bergehalde Westfalen und Ahlener Mammut

Am Südrand des Ahlener Stadtgebietes liegt die Doppelschachtanlage der im Jahr 2000 stillgelegten Zeche Westfalen. Teile der Anlage wurden abgerissen, doch ist sie immer noch eine der am vollständigsten erhaltenen Steinkohlenzechen vom Beginn des 20. Jahrhunderts in NRW. Zudem ist sie die am weitesten östlich gelegene Zeche im Bundesland. Begonnen wurde mit dem Abteufen der beiden Schächte 1909, drei Jahre später wird über Schacht 1 die Kohleförderung aufgenommen. Bis 1981 entstehen fünf weitere Schächte in der Umgebung, die untertage mit der Hauptschachtanlage verbunden wurden. In den späten 1950er Jahren hat die Zeche mit rund 4100 Bergleuten ihre größte Beschäftigtenzahl, ihre maximale Förderleistung erreicht sie mit 2,67 Millionen Tonnen Kohle 1982. Besondere „Schmuckstücke“ der Zeche sind die beiden Fördergerüste, um deren Erhalt sich eine Bürgerinitiative verdient gemacht hat. Das Zechenareal wird heute größtenteils als Gewerbestandort genutzt. In einem Teil des Hauptgebäudes der früheren Lohnhalle und Waschkauen betreibt der Bergbautraditionsverein Zeche Westfalen ein kleines Grubenwehrmuseum. Die Ausstellung wurde 2013 durch Exponate einer Geo- und Bergbausammlung ergänzt, die bis dahin im Heimatmuseum der Stadt Ahlen beheimatet war. Die 90 m über die Umgebung aufragende Bergehalde östlich der Zeche ist derzeit für die Öffentlichkeit gesperrt, soll aber langfristig als Freizeitareal entwickelt werden. Die Halde wurde bis auf kleine „Problemzonen“ 2014 aus der Bergaufsicht entlassen. Zur Zeche Westfalen gehörten insgesamt sieben Schächte. Die Standorte der früheren Schächte 3 und 4 liegen unmittelbar an der früheren Werksbahn zum Kanalhafen (siehe „Hafenbahn Zeche Westfalen“).

Wenige Meter neben dem früheren Versandgebäude der Zeche, heute ein Firmensitz, steht seit 2013 die leuchtend rote Plastik eines verkleinerten Mammuts. Die Figur wurde von dem benachbarten Unternehmen gesponsort und ist eine von mehreren, farblich unterschiedlich gestalteten Mammutplastiken, die über das Ahlener Stadtgebiet verteilt sind. Sie erinnern an das berühmte Ahlener Mammut, dessen Skelett 1910 in einer Tongrube an der Ziegelei des früheren Stanz- und Emalierwerkes Seiler gefunden wurde. Heute liegt hier ein Parkplatz westlich der Straße „Mammutpfad“. Sofort nach der Bergung brachte man das Skelett nach Münster, wo es sich heute noch befindet und im Geomuseum der Universität zu sehen ist. Auch wenn nur gut die Hälfte der Knochen erhalten geblieben ist, ist es bis heute das vollständigste Mammutskelett Deutschlands, das von einem Tier stammt. Pollenanalysen zeigen, dass das rund 3,2 m hohe Wollhaar-Mammut vor rund 41.000 Jahren gelebt hat. Zähne und Beckenknochen identifizieren das Tier als einen rund 40 Jahre alten Bullen.

Zeche Westfalen

Grubenwehr-Museum

Bergbautraditionsverein Zeche Westfalen e.V. (BTV), Vorsitzender: Theo Janssen (theo-janssen@gmx.net, Tel.: 02382 /65019)

Gördertum und Zechengebäude
Zeche Westfalen. © A. Abels
Rotes Kunststoffmammut
„Ahlmut“, eine der Kunstfiguren, die in Anlehnung an das „Ahlener Mammut“ im Stadtgebiet von Ahlen verteilt stehen. © A. Abels

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4/5 Zeche Westfalen Schacht 3, Schacht 4 und Hafenbahn

Zwischen der Hauptschachtanlage der Zeche Westfalen in Ahlen und einem zecheneigenen Hafen am Datteln-Hamm-Kanal verkehrte eine Werksbahn. Diese rund 9 km lange Trasse entstand in der ersten Hälfte der 1930er Jahre, zunächst bis zu den neu abgeteuften Schächten 3 und 4, dann ab 1935 zum gleichzeitig in Betrieb gegangenen Kanalhafen in Hamm-Haaren. 65 Jahre lang brachte die Bahn hauptsächlich Kohle von der Zeche zum Hafen, aber auch Bergarbeiter aus dem nahen Dolberg nutzten die Transportmöglichkeit. Mit dem Ende der Zeche Westfalen im Jahr 2000 wurde der Betrieb eingestellt.

Heute ist die Hafenbahn-Trasse ein gut ausgebauter Radweg, dessen letztes Teilstück südlich der Uentroper Straße 2010 eröffnet wurde. Der Weg wird als Teil des Werse-Radwegs vermarktet. Infotafeln an der Trasse informieren unter anderem über die Geschichte der Zeche Westfalen und der Zechenbahn. Von den Übertagebauten der am Weg gelegenen Schächte 3 und 4 ist heute nichts mehr zu sehen. Fährt man auf dem Radweg nach Norden, sieht man auf Höhe des früheren Schachtes 4 links der Trasse einen steilen Hang aus hellem Kalkmergelstein aufragen, besonders auffällig, wenn der Acker davor abgeerntet ist. Es ist die südliche Kante einer kleinen Bergehalde. Fossiliensammler können fündig werden.

Anbhang mit hellem zu Tage tretendem Gestein
Bergehalde der Zeche Westfalen mit kreidezeilichem Kalkmergel des Deckgebirges. © A. Abels

6/7 Beckumer Stufe und Teufelsschlucht

Südlich des früheren Schachtes 4 der Zeche Westfalen schneidet der Radweg tief in das umgebende Gelände ein. Die alte Bahntrasse wurde hier tiefer gelegt, um das durch eine Geländestufe verursachte Gefälle abzumildern. Diese „Beckumer Stufe“ bildet hier den Südrand der Beckumer Berge und wird verursacht durch festen Kalk- und Kalkmergelstein der hier leicht nach Norden einfallenden Beckum-Schichten (unteres Obercampan). Darunter folgen die in ihrer Beschaffenheit variableren Stromberg-Schichten (oberes Untercampan), welche aber erst unmittelbar östlich der Trasse eine zweite, knapp südlich gelegene Geländestufe ausbilden.

Beckum- und Stromberg-Schichten gehören in die Ahlen-Formation. Zum hier 40 m tiefer liegenden Lippetal hin wird die Ahlen-Formation durch ältere und weichere Mergelsteine abgelöst (Emscher-Mergel). Die sandigen Ablagerungen der Lippe überlagern diese Mergel mit nach Süden zunehmender Mächtigkeit. Während die Hafenbahn durch Menschenhand in die Geländestufe gegraben wurde, schaffte dies rund 1,5 km weiter westlich, zwischen dem Golz- und dem Halberg, der Tiefenbach in beeindruckender Manier. Resultat ist ein rund 350 m langes Kerbtal, die so genannte „Teufelsschlucht“. Der Bach hat sich rund 15 m tief in den Untergrund eingeschnitten und erhält im Tal zusätzliches Wasser durch eine Schichtquelle und zwei Sickerquellen, die auch im Hochsommer nicht versiegen.

An diesen Quellen hat sich eine seltene Insektenfauna angesiedelt, darunter Köcherfliegenlarven und Schwimmkäfer. Die  bewaldete „Teufelsschlucht“ steht unter Naturschutz und ist über einen öffentlichen Weg nicht zugänglich. Unmittelbar östlich des Kerbtals befindet sich auf dem Halberg, im Volksmund auch „Hünenknäppen“ genannt, ein kulturhistorisches Denkmal von besonderer Bedeutung. In einem Acker liegen hier die Reste einer rund 1000 Jahre alten, karolingischen Wallburg. Archäologische Ausgrabungen förderten 2012 innerhalb eines zweiten, älteren Ringgrabens weitere Funde zutage, darunter Feuersteinpfeilspitzen und Keramikscherben, die sogar eine etwa 5500 Jahre alte, jungsteinzeitliche Befestigung belegen.

8 St. Lambertus-Kirche Dolberg

Vor allem die Kalk- bis Kalkmergelsteine der Beckum- und Vorhelm-Schichten der Ahlen-Formation[1] waren und sind ein begehrter Rohstoff für die Zementindustrie. Auf Ahlener Gebiet im nordöstlichen Ortsteil Vorhelm wurde bis 2007 im Steinbruch Bosenberg dieses Gestein in großem Maßstab abgebaut und im benachbarten Zementwerk verarbeitet. In vorindustrieller Zeit war das recht homogene Gestein der Beckum-Schichten vor allem als Baustein begehrt. Ein Zeugnis dieser Nutzung ist die St. Lambertus-Kirche aus dem frühen 14. Jahrhundert in Ahlen-Dolberg. Der südliche Teil Dolbergs liegt bereits auf einer aus Sanden und Kiesen aufgebauten Terrasse der Lippe, die am nördlichen Flussufer von einem schmalen Auenstreifen begleitet wird. Südlich der Lippe ist die Terrasse deutlich breiter entwickelt.

[1]Die Ahlen-Formation wird vom Liegenden zum Hangenden in die Einheiten Stromberg-, Beckum- und Vorhelm-Schichten (oder -Member) gegliedert.

Texte: Abels, A. (2017): GeoRoute Lippe: Von Eisensteinen, Dünenfeldern und Mäandern der Lippe – durch den Norden des GeoPark Ruhrgebiet, Regionalverband Ruhr und GeoPark Ruhrgebiet e.V. (Hrsg.), Essen.

St. Lambertus-Kirche

 

Kirche mit Infotafel
St. Lambertus-Kirche in Dolberg. © A. Abels