Geopfad Steltenberg in Hagen
Rund um den Massenkalk
Auf dem GeoPfad Steltenberg erhalten Besucher an mehreren Stellen einen hervorragenden Einblick in den aktiven Kalksteinbruch der Hohenlimburger Kalkwerke. An den neun Stationen des Rundwegs, der durch eine reizvolle und aussichtsreiche Landschaft führt, werden Geologie, Rohstoffgewinnung, Landschaftsgeschichte und Natur anschaulich erläutert. Auf der gegenüberliegenden Talseite der Lenne, einen guten Kilometer vom Ausgangspunkt des GeoPfads entfernt, befindet sich das Schloss Hohenlimburg, welches zu den wenigen Höhenburgen gehört, die noch weitgehend im mittelalterlichen Originalzustand erhalten sind. Die Außenanlagen sind gegen ein Eintrittsgeld zu besichtigen. Auch von hier aus haben Besucher einen wunderschönen Blick über die Region.
Hinweis
An der Straße "Auf der Heide" dürfen nur die Parkplätze an der Straße, nicht jedoch der Privatparkplatz des Kleingartenvereins am Wald genutzt werden!
Der 265 m hohe Steltenberg ist aus mächtigem, 380 Mio. Jahre altem Riffkalk (Mitteldevon) aufgebaut. Er stellt die Rohstoffquelle für den seit über 100 Jahren betriebenen Steinbruch dar. Heutzutage wird der Kalkstein als Baumaterial abgebaut. In der Vergangenheit war er unter anderem als Zuschlagsstoff bei der Stahlerzeugung von großer Bedeutung. Dazu wurde er gebrannt, wovon die Ruine eines Kalkofens zeugt. Abgesehen vom aktiven Steinbruch findet man auf dem Steltenberg Äcker, Wiesen, naturnahen Kalkbuchenwald und renaturierte Steinbruchareale. Der Kalkstein stellt die Grundlage für artenreiche deutende paläontologische Fundstätte, die jedoch für Besucher nicht zugänglich ist. Hier wurden die Überreste von Eiszeittieren wie Wollnashorn, Höhlenhyäne, Höhlenbär, Riesenhirsch und Rentier gefunden. Schloss Hohenlimburg steht nicht auf Massenkalk, sondern auf älteren Gesteinsschichten, in denen nur vereinzelt kleinere Riffe auftreten. Ein Flyer zum GeoPfad liegt in den Hohenlimburger Kalkwerken aus.
Weitere Informationen
Earthcaches
(am Schloss Hohenlimburg)
In der Nähe
Presse
Infos
GeoPfad Steltenberg: 5,4 km, 233 m, 9 Stationen mit Infotafeln
Start: Oeger Straße 2, Hagen, 8119 Hagen
UTM-Koordinaten (Zone 32): RW: 400783 HW: 5689781
ÖPNV: Bahnhof Hohenlimburg (500 m)
Schloss Hohenlimburg: Alter Schloßweg 30, 58119 Hagen
Besichtigung der Außenanlagen möglich. Informationen zu Eintrittspreisen und Öffnungszeiten bitte der Webseite von Schloss Hohenlimburg entnehmen.
Stationen
- Ruine eines Kalkofens
- Vom Steinbruch über den Klärteich zum Biotop
- Kalksteingewinnung in den Hohenlimburger Kalkwerken
- Die Geologie am Steltenberg
- Die Fossilien und Mineralien des Massenkalks
- Blick auf Iserlohn-Letmathe
- Die Streuobstwiese
- Der Buchenwald am Steltenberg
- Schmetterlinge am Steltenberg
Führungen / Pädagogische Angebote
Eine Schulklasse des Gymnasiums Hohenlimburg hat über die digitale Lern-App „BIPARCOURS“ vier Parcours entwickelt. Um sie durchzuführen, muss zunächst die Biparcours-App auf das Handy geladen werden.
Grundschul-Parcours (Klasse 3-4)
Die Firma Geotouring bietet Führungen, Kinderprogramme und Kindergeburtstage (ab 4 Jahren) im mit Fossilien- und Mineraliensuche im Steinbruch der Hohenlimburger Kalkwerke an.
An bestimmten Freitagen werden Nachtwächterführungen durch das Schloss Hohenlimburg angeboten.
Downloads
Flyer
HA_HL_GeoPfad_Steltenberg.pdf (846 KB)
Infotafeln
Infotafel Station 1 (PDF) (5 MB)
Infotafel Station 2 (PDF) (5 MB)
Infotafel Station 3 (PDF) (5 MB)
Infotafel Station 4 (PDF) (3 MB)
Infotafel Station 5 (PDF) (3 MB)
Infotafel Station 6 (PDF) (5 MB)
Infotafel Station 7 (PDF) (2 MB)
Infotafel Station 8 (PDF) (3 MB)
Infotafel Station 9 (PDF) (5 MB)
Höhlen in Hohenlimburg
Höhlen in Hohenlimburg
Der Hagener Stadtteil Hohenlimburg liegt im tief eingeschnittenen, steilwandigen Lennetal. Am nördlichen Talhang ragen am Mühlenberg und Steltenberg Felsklippen hervor, die aus einem dichten, hellgrauen Kalkstein bestehen. Dieser Kalkstein wird als „Massenkalk“ bezeichnet. Er bildete sich vor etwa 385 Millionen Jahren als Korallenriff im warmen Wasser des Meeres der Devonzeit. Bei genauer Betrachtung des Gesteins finden sich die Überreste der früheren Riffbewohner: Korallen, schwammähnliche Stromatoporen, Muscheln, Tintenfischgehäuse oder der zu den „Armkiemern“ (Brachiopoden) gehörende „Eulenkopf“ Stringocephalus burtini. Der Massenkalk ist ein sehr hochwertiger Rohstoff, der sich wegen seiner Reinheit in der chemischen Industrie, als gebrannter Kalk in der Bauwirtschaft oder bei geringerer Qualität als Schottermaterial einsetzen lässt. Am Steltenberg, aber auch an vielen anderen Orten, wird er deshalb in großen Steinbrüchen gewonnen. Am Fuße des Mühlenberges in Hohenlimburg befinden sich in diesem Gestein mehrere Höhlen. Besonders zu erwähnen ist hier das fast 300 m lange zusammenhängende System von „Oeger Höhle“ und „Dr.-Wolf-Höhle“, das direkt neben der Straße von Hohenlimburg nach Oege liegt.
Bei Felssicherungsarbeiten im Bereich der Lenneuferstraße wurde im Jahr 1977 das imposante Portal der Oeger Höhle durch eine Betonwand verdeckt. Ausgehend von der Uferstrasse erkennt man heute lediglich in der Mitte des tonnenschweren Betongewölbes einen verriegelten Einstieg, der in die Höhle führt. Der Einstieg ist nur mithilfe einer Leiter erreichbar. Der vordere Teil der Oeger Höhle wurde vermutlich bei der Anlage der Uferstraße um 1890 zerstört. Ursprünglich reichte der ehemalige Höhlenbereich bis unmittelbar an das Ufer der Lenne heran. Heute besteht die Höhle im Wesentlichen aus einer großen, 39 m langen Halle mit kurzen Seitenarmen. Von dort aus führt ein enger Durchschlupf in das tropfsteingeschmückte Ganglabyrinth der Dr.-Wolf-Höhle. Mit deutlich über 1000 bekannten Höhlen kann Nordrhein-Westfalen durchaus als ein höhlenreiches Bundesland bezeichnet werden. Wenn auch wenig bekannt, treten auch im südlichen Ruhrgebiet etliche Höhlen auf. Aber warum ist das Land so höhlenreich und wie entstanden diese Hohlräume?
Geologie der Oeger Höhle
Geologie der Oeger Höhle
Die Oeger Höhle befindet sich im Bereich eines ausgedehnten Massenkalkgebietes, das sich als langer Gesteinszug zwischen Wuppertal im Westen über Hagen und Iserlohn bis nach Balve im Osten erstreckt. Sie ist eine sogenannte Verkarstungserscheinung. Verkarstung ist ein Prozess, bei dem Gestein von Wasser gelöst wird. Entscheidend dabei ist, um welches Gestein es sich handelt und welche Zusammensetzung das Wasser hat. Man unterscheidet zwischen leicht und schwer löslichen Gesteinen. Karsterscheinungen treten in leicht löslichen Gesteinen auf, wie z.B. in Kalk, Dolomit, Gips oder auch Steinsalz. Die Verkarstung von Gips und Salz ist ein rein physikalischer Prozess und vergleichbar mit dem Auflösen von Salz im Kochtopf oder Zucker im Tee. Die Bildung der Oeger Höhle vollzog sich durch die Verkarstung von Kalkstein. Die Auflösung von Kalkstein läuft aufgrund chemischer Reaktionen ab. Förderlich für solche Reaktionen ist ein hoher Gehalt an Kohlendioxid (CO2) im Wasser. Wird Wasser mit Kohlendioxid angereichert, so entsteht Kohlensäure. Dies ist besonders bei warmem Klima der Fall, wenn am Erdboden ein üppiger Pflanzenwuchs herrscht. Durch Spalten und Risse kann kohlensäurehaltiges Wasser in das Kalkgestein eindringen und dabei durch seine intensive Lösungskraft zunächst kleine Hohlräume schaffen. Dadurch nimmt die Wegsamkeit für das Wasser zu und der Hohlraum erweitert sich immer mehr.
Die meisten Höhlen entstehen daher durch langsame Auflösung des Kalksteins im Bereich unter dem Grundwasserspiegel und werden nicht durch Höhlenbäche ausgewaschen. Erst wenn der Grundwasserspiegel sinkt, fallen die Höhlen trocken und können dann von der Erdoberfläche aus zugänglich werden. Wird der Raum zu groß, werden Höhlendecke und -Wände instabil und brechen ein. Denkt man an die knapp 40 Meter lange Halle der Oeger Höhle, so kann man sich vorstellen, dass die Höhlenentstehung eine lange Zeit gedauert hat, in der unterirdisch große Wassermassen gewirkt haben müssen.Die Bildung der heute erkennbare Verkarstungserscheinungen im Massenkalkgebiet zwischen Balve und Hagen begann in der erdgeschichtlichen Epoche des Tertiärs (ca. 65 - 142 Millionen Jahre). In einem subtropisch-warmen Klima wurde ein Großteil des massigen Kalkgesteins aufgelöst. Die Gesteinsoberflächen wurden eingetieft, sodass die heutige Geländeoberfläche über dem Kalkstein die Form einer breiten Mulde besitzt. Die benachbarten Bergketten heben sich deutlich von dieser Eintiefung ab. Aus diesem Grund wird dieser Bereich auch als „Iserlohner Kalksenke“ bezeichnet. Unter dem Grundwasserspiegel der damaligen Täler bildeten sich ausgedehnte Höhlensysteme. Später schnitten sich die Täler tiefer ein, der Grundwasserspiegel sank und die Höhlen an den Talhängen lagen trocken.
Die Oeger Höhle als Fundstätte
Die Oeger Höhle als Fundstätte
Höhlen wurden bis in die jüngste Vergangenheit von Mensch und Tier aufgesucht, die dort ihre Spuren hinterlassen. Die Oeger Höhle ist eine bedeutende paläontologische und archäologische Fundstätte. Erste Grabungen in der Vorhalle dieser Höhle wurden in den Jahren 1868/69 von Johann Carl Fuhlrott, dem Entdecker des Neanderthalers, durchgeführt. Bei der Grabung kamen vor allem zahlreiche Überreste von Tieren zutage, die während der Eiszeiten lebten (etwa 500 000 – 10 000 Jahre vor heute). Diese Tiere durchstreiften die vegetationsarme Kältesteppe, die sich im Vorfeld der großen Gletscher erstreckte, die bei ihrem weitesten Vorstoß vor etwa 200 000 Jahren fast das Ruhrtal erreichten. Die Knochen der Oeger Höhle stammen vermutlich aus zwei Schichten. Es handelt sich dabei unter anderem um Reste des Wollnashorns (Coelodonta antiquitatis),der Höhlenhyäne (Crocuta crocuta spelea), des Höhlenbärs (Ursus spelaeus), des Riesenhirschs (Megaloceros giganteus) und des Rentieres (Rangifer tarandus). Allein vom Rentier wurden mehr als 350 Geweihstücke in den lehmigen Ablagerungen des Ostarmes der Oeger Höhle gefunden.
Die Zuordnung einiger archäologischer Funde in die jüngere Altsteinzeit (etwa 17.000 – 12.000 Jahre vor heute) ist nicht gesichert. Keramikreste belegen aber eine Höhlennutzung durch eine jungsteinzeitliche Kulturgruppe (Rössner Kultur) und in der Eisenzeit.
Der Höhlenbär, die Höhlenhyäne oder auch der Mensch nutzten die Oeger Höhle als Unterschlupf. Seltsam sind allerdings die unzähligen Funde von Knochen und Geweihstücken des Riesenhirsches und des Rentieres aus der Oeger Höhle, da diese Tiere nicht zu den Höhlenbesuchern gehörten. Es hat den Anschein, als seien die Knochen durch das fließende Gewässer eines Baches in das Innere der Höhle verschleppt worden. Denkbar ist auch, dass der Mensch der jüngeren Altsteinzeit das Horn des Charaktertiers aus der Eiszeit als Werkstück für die Weiterverarbeitung zu allerlei Geräten genutzt hat. Allerdings liegen einige Jahrtausende zwischen dem Menschen, der die Oeger Höhle besiedelte und der Rentierzeit. Außerdem wurden bisher keine Geweihstangen gefunden, die Spuren menschlicher Bearbeitung gezeigt haben. Wie also kam das Rentier ins „Korallenriff“? – diese Frage ist bis heute nicht sicher zu beantworten.
Text: V. Bartolović, G. Drodzewski, V. Wrede