Steinbrüche Bimbergtal

In den ehemaligen Steinbrüchen im landschaftlich reizvollen Bimbergtal wurden Mergelkalksteine (Oberkreide) für Bauzwecke in der näheren Umgebung abgebaut. Auffällig sind die durch Verkarstung erweiterten Klüfte im Gestein, welche die die Gesteinsbänke in einzelne Blöcke zerlegen.

Felswand in einzelne Gesteinsblöcke zerteilt
Steinbruch im Bimbergtal. © Geologischer Dienst NRW

Standort

Adresse: Werler Straße, Unna (Abzweig zum Wanderparkplatz 100 m westlich von Hausnr. 70, vom Parkplatz aus 300 m bis zu den Steinbrüchen)
UTM-Koordinaten (Zone 32): RW: 412548 HW: 5709719
ÖPNV: Lünener Bach (600 m)

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Geologischer Dienst NRW
Felswand mit hellen Gesteinen
Der Plänerkalkstein im in den Steinbrüchen zeigt deutlich erweiterte Klüfte. © GeoPark Ruhrgebiet

Links und Literatur

Buchtitel

Geologische Exkursionen in den Nationalen Geopark Ruhrgebiet
Von Thomas Kirnbauer, Wilfried Rosendahl und Volker Wrede (Hrsg.)
GeoPark Ruhrgebiet e.V. (2008)
ISBN 978-3-00-023703-4
19,90 €
(S. 198 ff.)

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Einleitung

Die Felsklippen in der Talflanke des Lünerner Baches sind die Überreste eines verfallenen Steinbruchs. Es wurden hier früher Mergelkalksteine der Kreide-Zeit, so genannte Plänerkalksteine, als Bausteine für Scheunen und Häuser in den umliegenden Dörfern sowie für die Befestigung von Straßen und Wegen gewonnen. Insbesondere in den aus Stein gebauten Fundamenten und Sockeln von Fachwerkhäusern fanden sie Verwendung. Wegen der relativ geringen Festigkeit hat der Abbau aber keine große Bedeutung erlangt, so dass der Steinbruchbetrieb schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts eingestellt wurde.

Der ehemalige Steinbruch ermöglicht einen Blick unter den Boden und damit in einen etwa 90 Millionen Jahre zurückliegenden Abschnitt der Kreide-Zeit, das Turonium. Er bietet eine der seltenen Gelegenheiten, einen Ausschnitt aus der für den Haarstrang und große Teile des Ruhrgebiets typischen und für den Grundwasserhaushalt wichtigen Plänerkalk-Gruppe zu sehen und hat daher als Geotop eine besondere Bedeutung.

Die zur Oerlinghausen-Formation zählende Schichtenfolge besteht aus gebankten Kalkmergel- und Mergelkalksteinen. Die einzelnen, durch dünne, etwa horizontal verlaufende Mergelfugen getrennten Bänke sind von unterschiedlicher Festigkeit. Sie sind stark verwittert und zerfallen sehr unregelmäßig – die ungünstigen Materialeigenschaften sind dadurch offensichtlich.

Fossilien und geologischer Schnitt

In den Gesteinen kommen gelegentlich Fossilreste vor. Es sind hauptsächlich mehrere Zentimeter große, kräftig berippte Schalen von Muscheln mit dem wissenschaftlichen Namen Inoceramus lamarcki. Nach diesem Fossil wurden die Schichten früher auch als lamarcki-Schichten bezeichnet. Diese Muscheln und weitere Fossilien sowie im Gestein erkennbare Lebensspuren zeigen, dass sie als Meeresablagerungen in einem flachen Schelfmeer entstanden sind. Sie stammen aus einer Zeit, als global ein warmes Klima herrschte und der Meeresspiegel gegenüber heute deutlich höher lag. Das gesamte Münsterland und Ruhrgebiet waren damals bis weit über den Haarstrang hinaus vom Meer überflutet, die südliche Küstenlinie verlief im Sauerland.

Der geologische Schnitt zeigt die Schichtenfolge am Haarstrang. Um die Kreide-Schichten darstellen zu können, ist in der Höhe ein größerer Maßstab als in der Länge notwendig. Durch diesen Überhöhungseffekt erscheinen sie steil nach Norden abtauchend. Tatsächlich liegen die Schichten aber relativ flach und sind mit 1-2° leicht nach Norden geneigt. In (Unna-) Mühlhausen und Uelzen (nördlich der Bundesstraße 1) sind sie deshalb in einigen Metern Tiefe im Untergrund zu finden.

Zeichung mit Gesteinsschichten am Rande des Münsterländer Kreidebeckens mit Lage des Quellgebiets
Geologisch-hydrologischer Schnitt. © GeoPark Ruhrgebiet

Verkarstung

Auffällig ist die gute Klüftung des Gesteins mit senkrecht zu den Schichten verlaufenden, mehr oder weniger glatten Kluftflächen. Hierdurch werden die Bänke in einzelne Blöcke zerlegt. Gut zu erkennen ist, dass viele Klüfte durch versickerndes Regenwasser und Kalklösung zu schmalen Spalten erweitert sind.

Man nennt diesen Vorgang „Verkarstung“; bei größerer Intensität entstehen hierdurch Höhlen. Auf den offenen Spalten gelangt das Niederschlagswasser in den Untergrund. Auch Lünerner und Kessebürener Bach versickern über solche Kluftbahnen in den Untergrund und fallen sogar zeitweise trocken.

Das Wasser fließt unterirdisch nach Norden und tritt in den Quellen bei Mühlhausen wieder an die Oberfläche, dort, wo die klüftigen Plänerkalksteine von wasserundurchlässigen Mergelsteinen überlagert werden. Die hier aufgeschlossenen Schichten stehen somit mit den Mühlhausener Quellen in engem Zusammenhang.

Text: Dr. Martin Hiß

Waaserloch mit Rohr, aus dem Wasser sprudelt

Artesische Quellen Mühlhausen

Quell- und Naturschutzgebiet mit typischen Rohrquellen, an denen das Wasser artesisch austritt.

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