Hasselbachtal

Der unscheinbare Aufschluss im Naturschutzgebiet Henkhauser- und Hasselbachtal dokumentiert die Grenze zwischen dem Devon und dem Karbon und ist daher einer der am besten untersuchten Aufschlüsse in Deutschland. Leider ist er derzeit nicht zugänglich. In der Nähe befindet sich ein weiterer kleiner Steinbruch, in dem intensiv gefaltete Gesteine des Unterkarbons zu sehen sind.

Kleiner Aufschluss von Gesteinsschichten im Wald
Ein unscheinbarer Aufschluss mit großer Bedeutung. © GeoPark Ruhrgebiet

Weitere Informationen

Presse

Westfalenpost 22.05.2014

Standort

Adresse: Hasselbach 86, Hagen (Parkmöglichkeit 600 m)
UTM-Koordinaten (Zone 32): RW: 400623 HW: 5692385 (Devon-Karbongrenze)
UTM-Koordinaten (Zone 32): RW: 400068 HW: 5692393 (Steinbruch)
ÖPNV: Bushaltestelle Dachsweg (900  m)

Führungen / Pädagogische Angebote

Die Firma Geotouring bietet auf Anfrage eine geologische Wanderung durch das Hasselbachtal an.

Geotouring

Größerer Aufschluss  im Wald
Gefaltete Unterkarbonschichten im Hasselbachtal. © GeoPark Ruhrgebiet

Zu diesem Geotop

Devon-Karbongrenze

Beinahe hätte das kleine Tal des Hasselbachs bei Hohenlimburg-Reh weltweite Wissenschaftsgeschichte geschrieben: In den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde im Hasselbachtal ein geologischer Aufschluss dokumentiert, in dem die Grenze zwischen den erdgeschichtlichen Epochen Devon und Karbon (vor ca. 358 Mio. Jahren) zu erkennen ist. Es wurde diskutiert, ob dieser Aufschluss als weltweiter Standard für diese Grenze gelten sollte. Letztlich fiel die Entscheidung auf eine Lokalität in Südfrankreich. Gleichwohl ist der Name des Hasselbachs bei vielen Geowissenschaftlern in der ganzen Welt bekannt und der kleine Aufschluss kann sicher als einer der best untersuchten in Deutschland gelten.

Will man diesen Aufschluss aufsuchen, folgt man in Hohenlimburg-Reh der Straße „Hasselbach“ bis zum Ende. Am dort gelegenen Teichdamm bestehen  Parkmöglichkeiten. Ausgehend vom Parkplatz vor dem Teichdamm sind es noch etwa 600 m entlang des Hasselbaches, bis man den berühmten Aufschluss mit der Devon-Karbon-Grenze erreicht. Zunächst folgt man dem Fahrweg, bis er mit einer Brücke über den Bach führt. Dort folgt man weiter dem Fußpfad auf dem bisherigen (Nord-)ufer des Baches und gelangt schließlich an einer auffallenden Wegverzweigung zum unscheinbar wirkenden, aber doch berühmten Aufschluss „Hasselbach“.

Das ursprüngliche Profil liegt unmittelbar am Bachufer  unterhalb des Weges. Es beginnt im Südosten mit einer niedrigen Böschung. Dort sind relativ dünnschichtig spaltende Tonsteine aus dem jüngsten Abschnitt der erdzeitlichen Epoche des Devons zu sehen. Diese Tonsteinlagen werden als Hangenberg-Schichten bezeichnet. Nach oben hin werden die Schichten kalkiger und dickbankiger. An der Basis einer besonders deutlich hervortretenden Kalkbank (Hangenberg-Kalk) liegt die Devon-Karbon-Grenze.

Conodonten als Leitfossilien

Das Alter der Gesteine lässt sich unter anderem durch die Überreste von Lebewesen bestimmen. Derartige „Leitfossillien“ sind für bestimmte Zeitabschnitte der Erdgeschichte kennzeichnend und treten teilweise weltweit auf. Bei intensiven wissenschaftlichen Untersuchungen konnten in den Gesteinsschichten des Hasselbach-Profils Fossilien gefunden werden, durch die die Grenze Devon-Karbon exakt festgelegt werden konnte. Diese Zeitmarke, die ziemlich genau einem Alter von 358 Millionen Jahren entspricht, ist keine rein willkürlich gezogene Grenze, sondern spiegelt ein Ereignis (ein „Event“) wieder, in dem sich in kurzer Zeit die Lebensverhältnisse auf der Erde drastisch änderten.

Etwa 40 – 50 % der uns bekannten Tier- und Pflanzengruppen starben damals in relativ kurzer Zeit aus oder wurden zumindest stark dezimiert. Sie schufen so Raum zur Entwicklung neuer Formen. Betroffen von diesem sogenannten „Hangenberg-Event“ waren vor allem die wahrscheinlich wurmartig aussehenden Conodonten. Sie waren zu damaliger Zeit weitverbreitet. Die fossile Überlieferung dieses Organismus beschränkt sich meist auf seinen winzigen Kauapparat. Weitere Opfer des Hangenberg-Events waren Verwandte des heutigen Tintenfisches (Goniatiten), Stachelhäuter wie Seesterne und Seeigel, Dreilappkrebse (Trilobiten), viele Mikroorganismen und auch viele Korallen.

Mikroskopaufnahme von länglichem Fossil.
Wichtigstes Fossil: Der Conodont Pseudopoygnathus primus (Größe ca. 0,7 mm). © M. Piecha

Hangenberg-Event

Auffällig an der Devon-Karbon Grenze ist eine Lage dunkler, an organischem Material reicher Tonsteine, die sogenannten Hangenberg-Schiefer. Sie werden von kalkigen Ablagerungen (dem „Hangenberg-Kalk“) überlagert. Die Tatsache, dass dieser Horizont praktisch weltweit in den entsprechenden Schichten zu finden ist, deutet auf ein globales Ereignis als Ursache für den „Hangenberg-Event“ hin. Viele Indizien sprechen für damalige extreme Meeresspiegelschwankungen und eine drastische Klimaveränderung.

Denkbar als Ursache wäre ein katastrophales Ereignis wie der Einschlag eines sehr großen Meteoriten, der weltweite Auswirkungen gehabt haben könnte. Ein solcher Vorgang wird heute von vielen Wissenschaftlern zum Beispiel auch für das weltweite Aussterben der Saurier am Ende der Kreide-Zeit verantwortlich gemacht, das mit noch krasseren Veränderungen der Lebewelt einherging, als dem „Hangenberg-Event“. Vorstellbar ist aber auch, dass es z.B. durch die rasche Entwicklung der Landpflanzen am Ende der Devon-Zeit zu Veränderungen des Klimas und in den Nahrungsketten kam, die letztlich in einer weltweiten ökologischen Krise gipfelten.

Auf dem Rückweg zum Parkplatz liegt rechts des Weges ein kleiner Steinbruch. Hier treten Gesteine aus dem Unterkarbon auf, die die Schichtenfolge vom Hasselbach zum jüngeren hin fortsetzen. Im vorderen Teil des Bruches sehen wir die Kulm-Kieselkalke, die intensiv verfaltet sind. Derartig kleinräumige Strukturen sind typisch für diese Gesteine. Darüber liegen die eher flach gelagerten Kulm-Plattenkalke.

Text: V. Bartolović, G. Drodzewski, V. Wrede