GeoPfad Weißenstein

Kalk und Karst in Hagen-Holthausen

Inmitten einer abwechslungsreichen Mittelgebirgslandschaft lädt der GeoPfad Weißenstein dazu ein, spannende Spuren der Erdgeschichte zu entdecken. Verschwindende Bäche, versteckte Höhlen oder Fossilien – entlang des Rundwegs warten 23 Stationen mit überraschenden Einblicken in Geologie, Landschaft und Nutzungsgeschichte.

Der GeoPfad ist nicht mit Infotafeln ausgestattet! Alle Inhalte finden Sie auf dieser Website.

Der gut 10 km lange Weg kann auch gut in zwei kürzere Teilrouten aufgeteilt werden. 

Tipp für Familien mit kleineren Kindern: Auch auf kurzer Strecke (2,5 km) gibt es viel Spannendes zu entdecken: Stationen 1-4, dann zu 9-13, zurück über 2.

Das Wandergebiet bei Hagen-Holthausen © GeoPark Ruhrgebiet

Allgemeine Infos

Infos

GeoPfad Weißenstein: 10,4 km, 23 Stationen

Alle Infos zu den Stationen auf dieser Website

Der Weg ist nicht barrierefrei.

Start: Parkplatz Ecke Schmalenbeckstr. / Zur Hünenpforte, 58093 Hagen google maps
Ein weiterer Parkplatz befindet sich 300 m östlich an der Straße Zur Hünenpforte.

UTM-Koordinaten (Zone 32): RW: 398130 HW: 5689850
ÖPNV: Bushaltestelle Hagen Alte Dorfschule. Von dort der Schmalenbeckstr. ca. 600 m nach Westen folgen.


 

Höhenprofil © www.geotrekking.de

1 - Einführung

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Geologischer Überblick

Der Untergrund entlang des Wanderweges besteht überwiegend aus Kalkstein, im Süden hingegen aus Ton- und Sandstein. Diese Gesteine stammen aus der Devon-Zeit und sind rund 380 Millionen Jahre alt. Unser Gebiet war damals ein flaches Meer vor der Südküste des „Old-Red-Kontinents“. Der Kalkstein (sogenannter Massenkalk) wurde von einem riesigen Riff aus Korallen und Schwämmen gebildet. Die Überreste des alten Riffs erstrecken sich heute als Massenkalkzug am Nordrand des Rheinischen Schiefergebirges von Mettmann bis ins Hönnetal.

© GD NRW
Der Massenkalkzug am Nordrand des Rheinischen Schiefergebirges © GeoPark Ruhrgebiet

Karst – ein Gestein löst sich auf

Versickerndes Regenwasser und Grundwasser haben den Kalkstein über lange Zeiträume teilweise aufgelöst. Hierdurch entstanden besondere Erscheinungen, die unter dem Begriff Karst zusammengefasst werden: Bäche verschwinden im Boden und fließen unterirdisch durch Höhlen, bis sie wieder in Quellen zutage treten. An anderer Stelle bricht die Bodendecke ein und Erdfälle entstehen. 

Wasser versickert in Gesteinsklüften (Risse im Gestein) und erweitert diese mit der Zeit zu breiten Spalten. Vor allem im Bereich des Grundwasserspiegels löst sich besonders viel Kalk, sodass horizontale Höhlengänge entstehen. 

Genau genommen ist es nicht das Wasser, das den Kalkstein auflöst, sondern die darin enthaltene Kohlensäure. Sie entsteht aus der Verbindung von Wasser mit Kohlendioxid (CO2) aus der Luft. 

Die Verkarstung begann schon vor vielen Millionen Jahren und setzt sich bis heute fort.

2 - Trockentäler und Bachschwinden

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Unser erstes Wegstück verläuft entlang des Milchenbachs. Nach wenigen Metern mündet von links ein Weg ein, der durch ein gut 10 m tiefes, gewässerloses Tal führt. Solche Trockentäler sind typisch für Karstlandschaften. Sie entstanden in den Kaltzeiten, als der Untergrund ganzjährig gefroren war (Permafrost), sodass Wasser nicht versickern konnte. Das oberirdisch abfließende Wasser trug Gestein ab und schnitt so die Täler ein. In Warmzeiten wie heute versickert das Wasser im durchlässigen Kalkstein und die Täler liegen trocken.

Wir lassen das Trockental links liegen und folgen weiter dem Milchenbach, der im Sommer häufig trockenfällt. Das Bachwasser versickert nach und nach in Gesteinsklüften oder stürzt durch größere Öffnungen in den Untergrund. Solche Schlucklöcher werden auch Bachschwinden oder Ponore genannt. Ihre Lage verändert sich ständig: Alte Schlucklöcher werden durch Totholz, Schotter und Lehm verstopft, während sich an anderer Stelle neue Löcher auftun.

Trockenes Bachbett des Milchenbachs im Sommer © GeoPark Ruhrgebiet

3 - Artenreicher Buchenwald auf Kalk

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Welche Pflanzen an einem Ort wachsen, hängt stark vom Gestein im Boden ab. Kalkhaltige Böden neutralisieren Säuren, die mit Regen oder aus der Luft in den Boden gelangen. So wird eine Versauerung verhindert – und wichtige Nährstoffe wie Kalzium, Magnesium und Kalium bleiben erhalten.


Buchenwälder auf Kalkgestein haben eine besonders artenreiche Krautschicht. Namensgebend ist der Waldmeister – daher der Begriff Waldmeister-Buchenwald.
Viele Frühjahrsblüher überdauern den Winter verborgen im Boden – als Rhizom, Zwiebel oder Knolle. Mit den hierin gespeicherten Nährstoffen wachsen sie im zeitigen Frühjahr rasch heran und blühen, bevor das dichte Blätterdach der Buchen den Waldboden beschattet.


Die Kalkbuchenwälder bei Hohenlimburg und Holthausen gehören zum europäischen Schutzgebietsnetz “Natura 2000”. Bitte helfen Sie mit, diesen besonderen Lebensraum zu schützen: Bleiben Sie auf den Wegen und pflücken Sie keine Pflanzen.

Waldmeister (Galium odoratum) © T. Kasielke
Busch-Windröschen (Anemone nemorosa) © T. Kasielke
Einblütiges Perlgras (Melica uniflora) © T. Kasielke
Jahreszyklus von Geophyten © S. Berger / GeoPark Ruhrgebiet

4 - Milchenbacher Ponorhöhle

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Am Fuß der Böschung, rechts des Weges, befindet sich eine ehemalige Bachschwinde. Bis 1974 floss der Milchenbach noch hier am Rand des Talbodens entlang. Der alte Bachlauf ist im Gelände noch zu erkennen.
Das Wasser stürzte damals über 20 Meter tief durch einen natürlichen Schacht – den sogenannten Sauschacht. In der Tiefe setzt sich die Höhle als horizontaler Gang fort, durch den der Bach unterirdisch in Richtung Lennetal floss. Die Hohlräume sind teils mehrere Meter hoch, an anderen Stellen bleibt den Höhlenforschern nur das Kriechen. Die Gänge sind durchweg schmal, da sie natürlichen Gesteinsklüften folgen.
Entstanden ist die Höhle bereits vor vielen Millionen Jahren. Die heutigen Täler existierten damals noch nicht – die Höhle lag vollständig im Grundwasserbereich. Das stehende oder nur langsam fließende Wasser löste den Kalk entlang feiner Risse im Gestein und erweiterte sie zu Spalten und Gängen. Erst in jüngerer Zeit suchte sich der Bach seinen Weg durch die Höhle, spülte dabei Lehm aus und lagerte Kies ein.

Milchenbacher Ponorhöhle © S. Voigt / Arbeitskreis Kluterthöhle e.V.
Verschlossener Einstieg zur Höhle © GeoPark Ruhrgebiet

5 - Pingen und Fossilien

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Spuren des historischen Erzbergbaus

An diesem Standort sehen Sie zahlreiche kraterähnliche Vertiefungen im Boden. Diese sogenannten Pingen sind Spuren einer einfachen Form des frühen Bergbaus – vermutlich auf Eisenerz. Dazu wurden senkrechte Schächte in den Boden gegraben, oft entlang natürlicher Klüfte und Spalten im Gestein. Das nicht brauchbare Material wurde direkt am Rand der Schächte aufgeschüttet – so entstanden die charakteristischen Pingenwälle. Bei einigen Pingen lässt sich die Einstiegsmulde noch als Lücke im Wall erkennen. Die Schächte selbst sind heute verfüllt.
Wurde ein Schacht mit zunehmender Tiefe zu aufwändig oder instabil, legte man daneben einen neuen an. Auf diese Weise entstanden ausgedehnte Pingenfelder wie dieses hier.

Wann genau an dieser Stelle Erz abgebaut wurde und wer dabei beteiligt war, ist nicht bekannt. Urkundlich belegt ist der Erzbergbau in der Region seit dem 16. Jahrhundert – er reicht aber vermutlich noch deutlich weiter zurück.

Neben den runden Pingen fallen auch längliche Gruben auf. Ob hier oberflächennah Erz abgebaut wurde oder es sich um kleine Kalksteinbrüche handelt, lässt sich nicht sicher sagen. Auffällig ist jedoch, dass auch in den zwei benachbarten kleinen Bergbaugebieten sowohl runde Pingen als auch größere, unregelmäßige Gruben gemeinsam auftreten. Dies spricht für einen engen Zusammenhang mit dem historischen Erzabbau.

Im digitalen Geländemodell sind deutlich die Spuren der Bergbaus zu erkennen. © GeoPark Ruhrgebiet
Schematischer Ansicht einer Pinge © J.B. Sebo / GeoPark Ruhrgebiet
Die Lage der Bergbaugebiete am Südrand des Massenkalks © GeoPark Ruhrgebiet

Vererzung des Massenkalks

Als der Massenkalk vor Millionen Jahren noch unter jüngeren Gesteinsschichten in größerer Tiefe lag, stieg entlang von Gesteinsklüften heißes Tiefenwasser auf. Dieses Wasser transportierte gelöste Metalle wie Eisen und Zink aus tieferliegenden Erdschichten in den Kalkstein. Beim Abkühlen und Kontakt mit dem umgebenden Gestein wurden die Stoffe als Minerale ausgeschieden – so entstanden Erzadern in den Klüften.
Mancherorts führte das Tiefenwasser auch zu einer chemischen Umwandlung des Kalksteins selbst, wobei z. B. Eisenerz (Hämatit) oder Zinkerz (Galmei) gebildet wurde.

Einige der Kalksteinbrocken, die im Bereich der Pingen verstreut liegen, zeigen eine rötliche Färbung durch eingelagerte Eisenverbindungen. Im Pingenwall finden sich zudem kleine ziegelrote Gesteinsstücke – sie stammen aus vererztem Kalkstein.

Fossilien

Im Bereich der Gruben lassen sich Gesteinsstücke mit gut erhaltenen Fossilien finden. Es handelt sich dabei um kalkige Skelette von riffbildenden Lebewesen aus der Devonzeit – vor allem von Korallen und Stromatoporen.

Fossile Überreste der Riffbewohner, die den Massenkalk bildeten © GeoPark Ruhrgebiet

6 - Bodensaurer Buchenwald

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Etwa 400 Meter zuvor – am Hof Milchenbach – haben wir den Massenkalk verlassen. Jetzt befinden wir uns im Bereich des “Schiefergebirges”, das überwiegend aus Tonstein und Sandstein besteht.

Im Gegensatz zum kalkhaltigen Boden ist der Untergrund hier sauer und nährstoffarm. Das wirkt sich deutlich auf die Vegetation aus: In der Krautschicht wachsen weniger Arten, und es sind andere als im Kalkbuchenwald.

Typisch für diesen Standort ist die Weiße Hainsimse, ein bis zu 70 cm hohes Gras mit behaarten Blatträndern und weißen, rispenartigen Blüten. Sie ist die namensgebende Art des Hainsimsen-Buchenwalds, der diesen Lebensraum charakterisiert.

Weiße Hainsimse (Luzula luzuloides), Habitus © T. Kasielke
Weiße Hainsimse (Luzula luzuloides), Blüte © T. Kasielke
Weiße Hainsimse (Luzula luzuloides), behaarte Blattränder © T. Kasielke

7 - Wasserreich oder trocken – das Gestein macht den Unterschied

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Folgen wir dem Forstweg noch etwa 100 Meter geradeaus, würden wir linkerhand zwei Quellmulden entdecken – hier entspringt der Breikerbach. Wir treffen auf den Bach, wenn wir nun links hangabwärts dem Rundweg folgen.

In diesem Teil des “Schiefergebirges” mit Ton- und Sandstein gibt es zahlreiche Quellen und Bäche. Ganz anders ist es im Bereich des Massenkalks: Dort fließen lediglich der Milchenbach und der Holthauser Bach – und das auch nur zeitweise.

Der Grund für diesen Unterschied liegt im Gestein: Insbesondere Tonstein ist nahezu wasserundurchlässig, sodass Regenwasser an die Oberfläche zurückgedrängt wird und Quellen speist. Kalkstein dagegen ist stark wasserdurchlässig – das Wasser versickert in Klüften und verschwindet in unterirdischen Höhlensystemen.

Hydrographische Karte. Man beachte die Unterschiede zwischen Schiefergebirge und Massenkalk. © GeoPark Ruhrgebiet

8 - Kohlenmeiler – Schwarzes Gold aus dem Wald

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Ein Kohlenmeiler diente zur Herstellung von Holzkohle – einem wichtigen Brennstoff zur Eisengewinnung. Denn nur Holzkohle lieferte die hohen Temperaturen, die zum Schmelzen von Erz notwendig waren.

Der Köhler richtete dafür einen etwa zehn Meter großen, kreisrunden Meilerplatz ein – häufig in der Nähe eines Baches, um Löschwasser zur Hand zu haben. Der Platz wurde geebnet, indem man den Hang teilweise abtrug und auf der anderen Seite aufschüttete.

In der Mitte errichtete der Köhler einen senkrechten Holzschacht, den sogenannten Quandel, und schichtete die Holzscheite kegelförmig darum auf. Die Konstruktion wurde mit Reisig und Erde abgedeckt. Dann entzündete er den Meiler, indem er Glut und Holz in den Quandel füllte.

Durch das gezielte Öffnen und Schließen von Zuglöchern in der Abdeckung regulierte der Köhler die Sauerstoffzufuhr – so verbrannte das Holz nicht, sondern verkohlte langsam. Zurück blieb Holzkohle.

Die Spuren der früheren Meilerplätze sind noch heute im Gelände zu erkennen – auch hier am Breikerbach.

Schema eines Meilerplatzes © L. Cuccaro / GeoPark Ruhrgebiet
Karte der noch erkennbaren Meilerplätze © P.J.U. Jüttner / GeoPark Ruhrgebiet

9 - An der Zeche

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Hier am Standort „An der Zeche“ wurde ein größeres Vorkommen von Galmei (Zinkerz) durch ein Versuchsbergwerk erschlossen. Über die Ergebnisse dieser Erkundung sind keine Unterlagen erhalten, doch die Spuren im Gelände sprechen für sich:

Direkt neben dem Weg ist noch eine rund 4 Meter hohe Abraumhalde erhalten. Ihre Größe lässt darauf schließen, dass der Bergbau hier zumindest vorübergehend in größerem Umfang betrieben wurde. Im angrenzenden Wald sind zudem einige runde Pingen mit typischem Wall aus Abraum zu erkennen. Auch die größeren, unregelmäßigen Gruben könnten im Zuge der Erzsuche entstanden sein.

Wie bereits bei den Pingen an Station 5 liegt auch dieses Erzvorkommen am stark vererzten Südrand des Massenkalks – dort, wo aufsteigende Tiefenwässer einst Zink und Eisen in das Gestein einlagerten.

Die Bergbauspuren "An der Zeche" im Geländemodell © GeoPark Ruhrgebiet
Die kleinen Bergbaubereiche am Südrand des Massenkalks © GeoPark Ruhrgebiet

10 - Der Breikerbach verschwindet

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Nur rund 650 Meter unterhalb seiner Quelle verschwindet der Breikerbach bei der kleinen Baumgruppe vor uns in einem großen Erdfall – einer sogenannten Doline. Ab hier fließt das Wasser unterirdisch weiter durch die Breikerbacher Ponorhöhle und weitere Höhlen, bis es etwa zwei Kilometer nordöstlich am Fuße des Weißensteins in der Quelle am Barmer Teich wieder zutage tritt.

Auf den letzten 100 Metern wurde der Breikerbach in einen künstlichen Graben verlegt und in die Doline geleitet. Der Graben liegt einige Meter höher als der ursprüngliche Verlauf im Bereich der Wiese. Auch dort versickerte der Bach im Untergrund. Bis heute entstehen auf der Wiesenfläche immer wieder kleine Erdfälle, die regelmäßig vom Landwirt verfüllt werden.

Wahrscheinlich wurde der Bach verlegt, um die Wiese trockenzulegen. Denn wenn die natürlichen Schlucklöcher in den Erdfällen verstopft waren und das Wasser nicht schnell genug abfließen konnte, stand die Wiese oft längere Zeit unter Wasser.

Schema der Bachschwinde und des ursprünglichen Bachlaufs © N. Wawrzyniak / GeoPark Ruhrgebiet
Ursprünglicher und heutiger Verlauf des Baches © GeoPark Ruhrgebiet
Luftbild der Erdfälle im Bereich der Wiese © Regionalverband Ruhr
Kleiner Erdfall auf der Wiese © GeoPark Ruhrgebiet

11 - Schlehe – Feldgehölz mit Mehrwert

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Die Schlehe, auch Schwarzdorn genannt, ist ein robustes heimisches Wildgehölz. Sie prägt Hecken und Waldränder und wurde früher als natürlicher, dorniger Zaun genutzt.

Für viele Vogelarten wie Zaunkönig, Neuntöter und Dorngrasmücke ist die dichte, stachelige Schlehenhecke ein sicherer Brutplatz. Auch zahlreiche Insekten profitieren: Schon im März liefert die frühe Blüte reichlich Nektar für Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge. Deren Raupen – etwa von Zipfelfaltern und Baumweißlingen – ernähren sich von den Blättern.

Die blau-schwarzen Früchte lassen sich nach dem Frost zu Marmelade, Likör oder Schnaps verarbeiten – oder vorher geerntet als Olivenersatz einlegen. Da Vögel wie Amsel und Rotkehlchen die Beeren ebenfalls schätzen, sollte nie alles abgeerntet werden.

Auch die Blüten sind vielseitig verwendbar – z. B. für Gelee, Sirup, Tee oder als kandierte Nascherei.

Die Schlehenhecke © Stadt Hagen, Umweltamt
Schlehe (Prunus spinosa), Frucht © T. Kasielke
Schlehe (Prunus spinosa), Blüten © T. Kasielke

12 - Kalksteinkuppe mit Fossilien

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Hier auf der fruchtbaren Holthauser Hochfläche liegt der Massenkalk meist unter einer bis zu zwei Meter dicken Schicht aus Lösslehm. Dieser wurde in der letzten Eiszeit als feiner Staub vom Wind hergetragen – heute dient der nährstoffreiche Boden dem Ackerbau.

Im dem kleinen, inselartigen Wäldchen tritt der Kalkstein jedoch an die Oberfläche. Der steinige, trockene Boden ist für den Ackerbau ungeeignet.

Auf dem Waldboden liegen zahlreiche Kalksteine mit gut erkennbaren Fossilien, vor allem Korallen. Sie stammen aus dem 380 Millionen Jahre alten Riff.

Bitte lassen Sie die Fossilien an Ort und Stelle – zum Staunen, Entdecken und Fotografieren für alle, die nach Ihnen kommen.

Geologischer Schnitt durch die Holthauser Hochfläche © GeoPark Ruhrgebiet
Äste der tabulaten Koralle (Bödenkoralle) Thamnopora © GeoPark Ruhrgebiet
Solitäre rugose Korallen (einzelne Individuen der „Septenkorallen“) © GeoPark Ruhrgebiet
Solitäre rugose Korallen (einzelne Individuen der „Septenkorallen“) © GeoPark Ruhrgebiet
Vermutlich Thamnopora (tabulate Koralle) © GeoPark Ruhrgebiet
Solitäre rugose Korallen (einzelne Individuen der „Septenkorallen“) © GeoPark Ruhrgebiet

13 - Raffenberg mit Raffenburg

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Vor uns liegt der Raffenberg mit den Resten der mittelalterlichen Raffenburg. Im Jahr 1288 wurde die Burg belagert und musste wegen Wassermangels aufgegeben werden.

Die Lage auf dem verkarsteten, wasserdurchlässigen Massenkalk wurde den Bewohnern zum Verhängnis: Ein Brunnen bis zum Grundwasser hätte über 100 Meter tief sein müssen – technisch kaum machbar. Stattdessen sammelte man Regenwasser in einer Zisterne. In trockenen Sommern reichte das nicht aus, um die Versorgung zu sichern.

Blick auf den Raffenberg © GeoPark Ruhrgebiet

14 - Höhlen im Holthauser Bachtal

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Der Weg führt nun durch das idyllische Holthausen. Früher konnte man hier noch beobachten, wie das Wasser des Holthauser Baches verschwand und das Bachbett im Sommer austrocknete. Heute ist der Bach im Unterlauf leider verrohrt und überbaut.

Im Holthauser Bachtal liegen zahlreiche Höhlen. Die größte ist die Holthauser Bachhöhle mit einer vermessenen Ganglänge von 625 Metern. Sie besteht aus einem engen Ganglabyrinth mit mehreren Etagen, enthält aber auch Hallen mit Tropfsteinbildungen und bis zu 20 Meter hohe Kluftgänge.

Ganz in der Nähe liegt die Geburtstagshöhle, die auf 328 Meter Ganglänge eine Höhendifferenz von 23 Metern aufweist. Eingeschwemmter Kies zeigt, dass sie früher von einem Bach durchflossen wurde. Die Eingänge beider Höhlen wurden zum Schutz verschlossen.

Die Hünenpfortenponorhöhle wurde beim Neubau eines Hauses in der Weißensteinstraße 9 entdeckt. Sie ist rund 300 Meter lang; der Eingang wurde vom Bauherrn im Keller erhalten. Auch hier zeigen Kiesschichten, dass früher ein Bach hindurchfloss. Heute fließt das Wasser in einem tiefer gelegenen Höhlensystem weiter ostwärts durch den Berg der Hünenpforte und tritt am Rand des Lennetals in der Höhle hinter der Villa Ribbert wieder zutage.

15 - Blätterhöhle

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150 Meter die Straße Zur Hünenpforte abwärts liegt die Blätterhöhle. Sie ist eine archäologische Fundstätte von überregionaler Bedeutung. Wichtige Funde stammen sowohl aus dem Inneren der Höhle als auch vom Vorplatz, der früher durch einen inzwischen eingestürzten Felsüberhang geschützt war.

Hier entdeckte man die ältesten bislang bekannten menschlichen Überreste Westfalens. Sie stammen aus der Endphase der letzten Kaltzeit, als unsere Vorfahren als sogenannte Rentierjäger lebten. Rentierknochen wurden jedoch nicht gefunden – gejagt wurden vor allem Rehe.

Besonders bedeutsam sind die Funde aus der Übergangszeit von der Mittelsteinzeit zur Jungsteinzeit – also vom Leben als Jäger und Sammler zum sesshaften Ackerbau. Untersuchungen menschlicher Knochen zeigen, dass über einen Zeitraum von rund 2000 Jahren verschiedene Gruppen die Höhle aufsuchten, die völlig unterschiedliche Lebensweisen pflegten: Eine Gruppe ernährte sich überwiegend von Fisch und gehörte noch zur mittelsteinzeitlichen Wildbeutertradition. Die andere lebte bereits sesshaft und ernährte sich von Getreide.

Offenbar verlief die Neolithisierung – also der Übergang zum Ackerbau – nicht so einheitlich und schnell, wie lange angenommen. Stattdessen existierten hier am Rand des Mittelgebirges Jäger-Sammler und Bauern über viele Generationen nebeneinander.

Da der Eingang zur Höhle verschlossen und das Grabungsgelände davor eingezäunt ist, ersparen wir uns den Abstecher und steigen nun auf den Weißenstein.

Leute mit Helmen in der Höhle bei der Arbeit
Grabungen an der Blätterhöhle © Ralf Blank
Tür in Felswand
Eingang zur Blätterhöhle © GeoPark Ruhrgebiet
Oberer Menschenschädel mit Löchern
Schädelfund aus der Blätterhöhle (Alter 5600 Jahre) © LVR-Landesmuseum (Jürgen Vogel)
Weiblicher Kopf von vorne und von der Seite
Gesichtsrekonstruktion des Schädelfundes aus der Blätterhöhle © LVR-Landesmuseum (Jürgen Vogel)

16 - Orchideen-Buchenwald am Weißenstein

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Hier am Weißenstein sind die Böden sehr flachgründig und daher besonders trocken und kalkhaltig. Auf dem sonnenexponierten Hang wird daher der Waldmeister-Buchenwald (vgl. Station 3) vom Orchideen-Buchenwald abgelöst. Er zeichnet sich durch das Vorkommen seltener Orchideen und weiterer wärmeliebender Arten im Unterwuchs aus. Eine botanische Kostbarkeit ist der Seidelbast – ein kleiner Strauch mit auffälligen rosa Blüten, aus denen sich später leuchtend rote, beerenförmige Früchte entwickeln. Häufigere Arten entlang des Weges sind zum Beispiel das Wald-Bingelkraut und der Bärlauch. Aber Achtung! Stellenweise wächst direkt daneben das giftige Maiglöckchen, dass man leicht mit dem Bärlauch verwechselt.

Wald-Bingelkraut (Mercurialis perennis) © T. Kasielke
Bärlauch (Allium ursinum) © T. Kasielke
Maiglöckchen (Convallaria majalis) © T. Kasielke

17 - Karstquelle Barmer Teich

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Direkt unter uns, am Fuße des Weißensteins, liegt die Karstquelle Barmer Teich. Hier tritt das Wasser wieder an die Oberfläche, das zuvor in den Bachschwinden des Breikerbachs und Milchenbachs versickert ist.

Die Quelle wurde jedoch durch den nahegelegenen Steinbruch Donnerkuhle stark beeinträchtigt. Der Steinbruch reicht tiefer als das Lennetal und wird dauerhaft abgepumpt, um trocken zu bleiben. Dadurch wurde der Grundwasserspiegel abgesenkt – die Karstquelle versiegte. Heute wird sie künstlich gespeist: Ein Brunnen fördert Grundwasser aus größerer Tiefe und leitet es in den Barmer Teich.

Auch der Bau der Bundesstraße und der parallel verlaufenden Bahntrasse hat den ursprünglichen Quellteich fast vollständig zerstört. Er wurde weitgehend zugeschüttet und durchtrennt. Erhalten geblieben ist nur ein kleiner Rest zwischen der Straße und der Felswand des Weißensteins.

Trotz dieser massiven Eingriffe ist der Barmer Teich mit seinem klaren, kalkhaltigen Wasser noch immer ein bedeutender Lebensraum für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten. Besonders auffällig ist ein großer Bestand an Brunnenkresse.

Schema der ursprünglichen Funktionsweise der Quelle © GeoPark Ruhrgebiet
Absenkung des Grundwasserspiegels durch den Steinbruch Donnerkuhle © GeoPark Ruhrgebiet
Der Rest des einst größeren Barmer Teichs am Fuße des Weißensteins © GeoPark Ruhrgebiet
Brunnenkresse (Nasturtium officinale) im Barmer Teich © GeoPark Ruhrgebiet

18 - Doline am Wegrand

Direkt links des Pfades sehen wir eine Vertiefung im Waldboden. Hier ist die Lehmfüllung eines Karstschachtes abgesackt. Solche Löcher nennt man Dolinen oder Erdfälle. Sie sind typische Formen in Karstgebieten. 

Doline am Wegrand © GeoPark Ruhrgebiet

19 - Ein alter Graben und die heutige Landnutzung

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Wir stehen in einer waldfreien Mulde zwischen Mastberg und Weißenstein. Im Bereich dieser Mulde ist eine Gebirgsscholle abgesunken. Das nennt man einen geologischen Graben. Das Einsinken des Grabens erfolgte nach der großen Gebirgsfaltung vor etwa 300 Mio. Jahren. Die heutige Geländemulde ist aber nicht die direkte Folge des Grabens, da in der Folgezeit das Gelände um viele Hundert Meter abgetragen und eingeebnet wurde. Direkt über dem Massenkalk lagen einst weiche Tonsteine, die als Flinz bezeichnet werden. Beiderseits des Grabens sind sie mittlerweile vollständig erodiert. Nur im Graben konnten sie sich aufgrund der tieferen Lage erhalten. Die flächenhafte Abtragung hielt an bis ins Tertiär. Erst seit dem ausgehenden Tertiär und vor allem im Quartär (letzte 2,6 Mio. Jahre) hob sich das Rheinische Schiefergebirge langsam heraus und die Flusstäler begannen sich einzuschneiden. In dieser Zeit wurden nun auch die weichen Flinzschichten im Graben bevorzugt abgetragen und es entstand die heutige Geländemulde, während die harten Kalksteine die Höhen von Mastberg und Weißenstein bilden.

In der letzten Kaltzeit diente die Geländesenke als Auffangbecken für angewehten Löss (Flugstaub). Auch von den angrenzenden Höhen wurde Lehm in die Senke verlagert. So findet sich hier heute ein fruchtbarer Lehmboden, der landwirtschaftlich genutzt wird. Auf den Höhen sind die Böden hingegen flachgründig, steinig und trocknen schnell aus. Sie eigenen sich nicht für die Landwirtschaft und sind daher bewaldet.

Entstehung der Geländemulde durch bevorzugte Abtragung weicher Tonsteine in einem geologischen Graben © GeoPark Ruhrgebiet
Die Geologie beeinflusst das Relief und die Landnutzung

20 - Steinbruch Donnerkuhle

An den zwei Aussichtspunkten hat man einen hervorragenden Blick in den Steinbruch Donnerkuhle. Vier Infotafeln erläutern dort die Geologie und den Steinbruchbetrieb.

Blick in den Steinbruch Donnerkuhle © GeoPark Ruhrgebiet

21 - Emster Hochfläche

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Von hier aus blicken wir über die flache Emst-Haßleyer Hochfläche. Während der letzten Kaltzeit lagerte sich hier mächtiger Löss ab – ein feiner, vom Wind herangewehter Staub. Der fruchtbare, mehrere Meter dicke Lössboden in Kombination mit dem ebenen Relief macht das Gebiet besonders gut für den Ackerbau geeignet.

Schon vor über 2000 Jahren – in der Eisenzeit – lebten hier Menschen, errichteten Hofstellen und bestatteten ihre Toten in der Umgebung.

Der Löss überdeckt ein stark bewegtes Karstrelief. Unter der ebenen Oberfläche wechseln sich Kuppen und tiefe Spalten im Kalkstein ab, oft mit darunterliegenden Höhlen. Wird Lehm aus den Karstspalten und -schächten in die darunterliegenden Höhlen geschwemmt, sackt die Lössdecke nach oder bricht ganz ein. So entstehen Erdfälle.

Früher waren solche Erdfälle zahlreich auf der Hochfläche zu finden. Da sie große Hindernisse für den Ackerbau darstellen, wurden sie von den Landwirten verfüllt.

Untergrund der Emster Hochfläche © GeoPark Ruhrgebiet
Entstehung eines Erdfalls (Klicken für Animation) © GeoPark Ruhrgebiet

22 - Karstrelief am Mastberg

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Wie stark der Kalkstein hier verkarstet ist, zeigt sich eindrucksvoll am Mastberg – denn anders als auf der Hochfläche fehlt hier die schützende Lössauflage.

Zahlreiche Löcher und Spalten im Boden sind entlang von Klüften entstanden, die vor allem in Nord-Süd-Richtung verlaufen. Durch diese Risse konnte Regenwasser in den Untergrund sickern und im Lauf der Zeit den Kalkstein auflösen.

Das Betreten des Waldes im Naturschutzgebiet ist nicht erlaubt. Die markanten Hohlformen lassen sich jedoch gut im digitalen Geländemodell erkennen, das die Bodenoberfläche visualisiert: Dort erscheinen die Einsenkungen als dunkle Strukturen.

Karstrelief am Mastberg. Im Geländemodell (oben) erkennt man gut die Verkarstung entlang Nord-Süd-verlaufender Klüfte. © GeoPark Ruhrgebiet

23 - Rückweg durchs Trockental

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Der Weg führt nun die Straße hinab durch ein Trockental zurück zum Ausgangspunkt. Wir nutzen die Gelegenheit, um noch einmal Revue passieren zu lassen, wie vielfältig der geologische Untergrund das Landschaftsbild geprägt hat:

Von verkarstetem Kalkstein mit seinen Höhlen und Quellen über fruchtbare Lössböden bis hin zu versiegenden Bächen und einstigen Erzgruben – überall zeigt sich, wie eng Boden, Wasser, Vegetation und Nutzung miteinander verbunden sind.

Hydrographische Karte. Man beachte die Unterschiede zwischen Schiefergebirge und Massenkalk. © GeoPark Ruhrgebiet

Credits

Dieser GeoPfad wurde von Geographie-Studierenden der Ruhr-Universität Bochum konzipiert:

Neele Marie Aust, Susan Berger, Iolanda Cuccaro, Nikolaus Tobias Gottschalk, Marc Jaschinski, Paul Jasper Ulrich Jüttner, Chris Julian Kaiser, Aljosha Kamp, Alina Katzwinkel, Johanna Koch, Viola Mintert, Johannes Pfaff, Jonas Rieke, Cora Katharina Schiebener, Christoph Schmitz, Nick Schmitz, Jan Bjarne Sebo, Anne-Kathrin Thiel, Sophie Thomas, Jennifer Vomschee, Laura Wallböhmer, Lisann Wambach, Nicolas Wawrzyniak, Janna Wittpoth

Seminarleitung: Dr. Stefanie Heinze (Ruhr-Uni Bochum), Dr. Till Kasielke (GeoPark Ruhrgebiet)

Für wertvollen Input danken wir Antje Selter (GeoTouring) und Stefan Voigt (Arbeitskreis Kluterthöhle).

Das Projekt wurde vom Umweltamt der Stadt Hagen unterstützt.

Untergrund Geologie Vordergrund Standorte

Auf geht`s - Ausflugsziele im GeoPark Ruhrgebiet

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