Pressemitteilung

Ältester Bergbaustollen des Reviers?

Archäologische Grabung zum frühen Steinkohlenbergbau war ein voller Erfolg

24.07.2025

Sprockhövel: In einem Wald bei Sprockhövel-Haßlinghausen läuft derzeit der Abschluss eines archäologischen Forschungsprojekts, das sich mit den Anfängen des Steinkohlenbergbaus im Ruhrgebiet beschäftigt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), des Deutschen Bergbau-Museums Bochum sowie des GeoPark Ruhrgebiet e.V. untersuchen dort eine bedeutende Altbergbauanlage im Rahmen archäologischer Ausgrabungen.

„Jedes Kind im Ruhrgebiet weiß, dass der Steinkohlenbergbau die wirtschaftliche Entwicklung der Region im letzten Jahrhundert geprägt hat“, erklärt Dr. Manuel Zeiler von der LWL-Archäologie für Westfalen. „Wenig bekannt ist jedoch, dass bereits im Mittelalter in der Region Steinkohle abgebaut wurde. Die Ursprünge eines der bedeutendsten Bergbaureviere Europas liegen damit weitgehend im Dunkeln – das wollen wir ändern.“

Da es nur wenige schriftliche Quellen zu den Anfängen des Steinkohlenbergbaus gibt, sind archäologische Untersuchungen umso wichtiger. Insbesondere der Übergang vom oberflächennahen Abbau zur Stollenbauweise markiert eine bedeutende technologische Zäsur.

Dr. Jennifer Garner vom Deutschen Bergbau-Museum Bochum erläutert: „Anfangs folgten die Bergleute den Flözen durch senkrechte oder schräge Schächte in die Tiefe. Doch je tiefer sie gruben, desto schwieriger wurde es, das eindringende Grubenwasser zu bewältigen. Die Lösung war der Bau von Stollen – also horizontalen, in den Berg getriebenen Gängen, durch die das Wasser ablaufen konnte.“

Um den Beginn dieser Entwicklung besser zu verstehen, wurden umfangreiche Geländebegehungen und Recherchen zur lokalen Bergbaugeschichte durchgeführt. Dabei identifizierten die Forschenden einen Stollen in Haßlinghausen als besonders geeignetes Untersuchungsobjekt.

„Dieser Stollen liegt in einem Gebiet, das bereits im 17. Jahrhundert bergbaulich genutzt wurde“, berichtet Dr. Till Kasielke vom GeoPark Ruhrgebiet e.V. „Er ist allerdings deutlich kürzer als die späteren bekannten Entwässerungsstollen und liegt höher im Gelände – das deutet darauf hin, dass es sich um einen der frühesten Stollen der Region handelt.“

Bemerkenswert ist auch die aufwändige Bauweise: Damit der Stollen schnell vorangetrieben werden konnte, wurden zahlreiche Bauschächte angelegt. So konnten mehrere Arbeitsteams gleichzeitig von verschiedenen Punkten aus graben – ein sogenannter Gegenortvortrieb.

Die Ausgrabungen fanden mit Unterstützung der Stadt Sprockhövel, des Landesbetriebs Wald und Holz NRW sowie der Grundstückseigentümerin statt. Dabei konnten verschiedene Bauphasen des Stollens untersucht werden. Unter anderem wurde das eingestürzte Mundloch freigelegt. Aus dem Stollen geborgene Hölzer sollen nun mit der Radiokarbonmethode (14C) datiert werden.

Zudem wurden zwei alte Schächte geöffnet, die beim Bau des Stollens angelegt wurden. In einer der Pingen fanden die Archäologinnen und Archäologen eine dicke Holzkohleschicht. Diese könnte durch ein sogenanntes Wetterfeuer entstanden sein – ein dauerhaftes Feuer, das durch die entstehende Sogwirkung die Frischluftzufuhr im Stollen verbessern sollte.

Die Ergebnisse dieser Untersuchungen fließen in ein größeres, interdisziplinäres Projekt zur Montanarchäologie und den Anfängen des Steinkohlenbergbaus im Ruhrgebiet ein. Die Arbeiten in Sprockhövel setzen die Forschungen fort, die 2024 mit Ausgrabungen in Hagen begonnen hatten.

Pressekontakt

Dr. Till Kasielke

Wissenschaftlicher Mitarbeiter
GeoPark Ruhrgebiet e.V.

kasielke@rvr.ruhr
+49 (0)201-2069-6390 oder +49 (0)176-52985718 (mobil)
c/o Regionalverband Ruhr, Kronprinzenstraße 6, 45128 Essen

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